Ich denke, wem auch immer ich diese Frage stellen würde, jeder wüsste, was ich damit meine. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass jeder schon einmal eine solche Situation erlebt hat. Situationen, in denen die Einsamkeit versucht einen aufzufressen.

Doch in solchen Situationen kämpft man dagegen an. Mit allem Mitteln, die man hat. Man lenkt sich ab. Man überlegt, was man mal machen könnte. Verlegen schaut man auf den Stapel der Dinge, die man erledigen wollte, wenn man mal wieder ein bisschen Zeit hat. Doch irgendwie will nicht so recht die Lust aufkommen, sich mit den Zeitungen und Zeitschriften, den Briefen und Büchern zu befassen.

Unterschwellig fängt man an, zu überlegen, ob es wohl Sinn macht, sich mit diesen Dingen zu befassen. Denn schon morgen geht es weiter mit dem Alltag. Dem Alltag, den man nicht immer mag, der aber das eigene Leben komplett bestimmt. Seltsam, dass ich mir gerade jetzt, Freitag abend, kurz vor elf, Gedanken über diese Dinge mache.

Es ist schon dunkel draußen. Eine kühle Flasche Becks steht neben mir. Dunkelgrüne Flasche. Lecker herbes Bier wartet darauf getrunken zu werden. Ab und zu donnert es draußen. Vielleicht fängt es ja gleich an zu regnen. Aber all diese Dinge sind nicht wirklich die Ereignisse, auf die ich warte. Aber worauf warte ich eigentlich? Auf ein Wunder? Darauf, dass meine Traumfrau an meine Tür klopft? Oder eher darauf, dass ein guter Freund kommt, mit dem ich meine Freizeit verbringen kann? Beides wäre mir genau jetzt – in diesem Moment – das allerliebste. Aber nichts von alledem wird passieren. Stattdessen sitze ich hier vor meinem Rechner und hacke wie wild auf meine Tastatur ein. Und was ich heute erlebt habe, ist auch nicht wirklich spannend. Den ganzen Tag gelernt. Das darf man ja gar nicht laut sagen. Jedenfalls nicht, wenn ich unter meinen Studienkollegen bin. Von denen behauptet jeder, dass Studium mit links zu schaffen. Aber so ganz kann das auch nicht stimmen. Denn fast jeder hat noch Prüfungen offen und überlegt laut, welche Prüfungen er demnächst mitschreiben wird und welche lieber nicht. Jeder versucht taktisch das richtige zu machen. Und gerade dadurch, dass jeder laut über seine Taktik philosophiert, sucht er indirekt nach einem: „Genauso würde ich es auch machen. Das machst Du genau richtig.“. Und weil eben jeder auf eine solche Antwort hofft, bin ich mir sicher, dass jeder mit all dem Wissen, mit dem wir jeden Tag aufs neue bombardiert werden, ganz schön überfordert ist.

Das sagt natürlich keiner laut. Denn wer dies machen würde, erntete allerhöchstes gespieltes Mitgefühl oder Hohn und Spott. Und wehe man redet zu laut über seine Probleme. In der heutigen Zeit interessiert sich niemand mehr für die Probleme der anderen. Jeder ist sich selbst der nächste.

Es gab eine Zeit, in der ich gedacht habe, dass dies nicht so wäre. Doch die Realität hat mir immer wieder das Gegenteil bewiesen. Hart ist das Leben. Jedenfalls dann, wenn man meist allein dasteht und wirkliche Freunde fern sind.