Man sollte denken, dass nach 4 Jahren langsam Routine eingetreten ist, wenn es darum geht, einen Bafög-Antrag zu stellen. Doch jedes Jahr aufs Neue, werde ich von den Sachbearbeitern des Studentenwerkes eines besseren belehrt.  Gewöhnt habe ich mich daran bis heute nicht. Noch vor 4 Jahren reichte es aus, in einem Feld auszufüllen, wie wenig Geld man hat. Heute darf mal so gnädig sein und gleich noch Kontoauszüge dem Antrag beilegen. Darin werden dann die banalsten Kontobewegungen für das Studentenwerk sichtbar.

Und wofür das alles? Für ein wenig Förderung, von der man in ein paar Jahren sowieso die Hälfte zurückzahlen darf. Der Preis dafür: Man macht sich gläsern, fühlt sich klein und arm. Wenn man wenigstens würdig behandelt werden würde. Aber auch die Sachbearbeiterinnen haben eine Technik entwickelt, mit der sie so neutral und durchdringend jeden Antragsteller mustern, als würden sie ihm im nächsten Jahr etwas schenken. Für die bin ich nur eine 12-stellige Nummer und eine dicke fette Akte.

Mir persönlich tun diese Sachbearbeiter eigentlich nur leid. Sie sitzen in einem winzigen Büro und haben riesige Aktenschränken hinter sich, in denen sich tonnenweise Anträge stapeln. Sie schauen ihrem Kollegen, der am anderen Ende des Tisches steht, ständig auf die Finger. Ein etwas überdimensionierter Computer steht auf dem Tisch, der eigentlich nur die Schreibmaschine abgelöst hat. Ich bin schon fast überfordert, wenn ich meine 5 Aktenordner hier daheim durchforste, um etwas Wichtiges zu finden. Wie kann es jemandem Spass machen, sich durch hunderte solcher Teile zu wühlen? Und das ganze fünf Tage die Woche?

Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum diese Menschen so einen fürchterlichen Frust empfinden und diesen so rigoros auf ihre „Klienten“ ablassen. Die meisten dieser Antragsteller wehren sich nicht und lassen die Schikanen wortlos über sich ergehen. Jedoch habe ich gemerkt, dass man mit einem freundlich gemeinten Ratschlag ganz gut vorwärts kommen kann. Man ist schliesslich ein Antragsteller und kein Bittsteller, und als ein solcher möchte man auch behandelt werden.

Es ist nicht ganz leicht, sich durch die deutsche Bürokratie zu forsten. Aber zum Glück ist das der letzte Antrag, den ich stellen werde, jedenfalls auf dem Bafög-Amt. Denn mehr Geld vom Staat gibt es nicht. Also kann ich spätestens in einem Jahr diesem verhassten Flur in dem alten Gemäuer, in dem man sich immer so klein vorkommt, den Rücken zukehren.

Darauf freue ich mich.