Eine Faustregen für Fotojournalisten ist, dass man immer dann auf den Auslöser drücken soll, wenn man selbst fast nicht hinsehen kann. Jedes Jahr aufs Neue entsteht dadurch ein Bildband, der die schrecklichsten, emotionalsten und erschütterndsten Bilder zeigt, die in einem Jahr entstanden sind. Zusammengefasst sind diese Bilder in der „World Press Photogallery“. Vielleicht sollte ich nicht über die Dinge schreiben, die ich in den letzten Wochen erlebt habe. Ja, ich lasse auch einige Details weg. Trotzdem bleiben viele neue Erfahrungen übrig, die ich niederschreiben möchte.

Wenn man, so wie ich, neu ist in einer der grössten Städte Deutschlands, muss man in den ersten Tagen so viel erledigen, dass man gar nicht merkt, wie allein man eigentlich ist. Erst, wenn man zur Ruhe kommt, fehlt etwas. Es sind die Freunde in Dresden, mit denen ich mehrere Jahre verbracht habe, die ich hier in Berlin nicht mehr habe. Sicherlich denkst Du: „Dann such` dir doch einfach neue Freunde. Das wird schon.“. Doch der „Ton“ hier in Berlin ist viel rauer als in Dresden. Die Menschen leben in dieser riesigen Stadt zwar miteinander. Auf eine seltsame Weise aber leben sie auch aneinander vorbei. Das macht es nicht gerade einfacher, nette Menschen zu treffen.

Trotzdem habe ich ein paar neue Menschen kennen gelernt, mehr aber auch nicht. In Dresden sind die meisten Menschen locker und fröhlich. Oft mag dies eine Fassade sein, mit der man den komplizierten Menschen, der dahinter steckt, verbergen will. Hier in Berlin lässt man diese Fassade aber fallen, bevor man sie aufgebaut hat. Dahinter stehen oft komplizierte Menschen voller Probleme und Komplexe. Vielleicht habe ich auch noch nicht die „richtigen“ Berliner getroffen. Von der „Berliner Schnauze“, die einen angeblich gegen die Wand reden soll und erst aufhört, wenn man nur noch sprachlos dasteht, habe ich bis heute nichts mitbekommen.

In den letzten Tagen sagte ich mir immer wieder: „Es kann ja nur noch besser werden.“. Die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben, und ich glaube fest daran.