Blicke ich auf das vergangene Jahr, dann schaue ich auf viele Dinge, mit denen ich nie gerechnet hätte. Manchmal staune ich selbst, wo ich jetzt bin und was ich alles geschafft habe. Einen Moment bin ich stolz auf mich. Das kommt nicht oft vor.

Einer der größten Schritte im vergangenen Jahr war mein Umzug nach Berlin. Am Anfang sagte ich mir, dass ich in ein paar Monaten wieder in Dresden landen würde, um dort mein Studium zu beenden. Doch schon im Oktober stellte sich heraus, dass ich in Berlin bleiben würde. Wie Du schon gelesen hast, waren meine ersten Wochen hier in Berlin ziemlich hart. Doch für diese bin ich dankbar, weil ich sonst nie die Menschen getroffen habe, die ich heute meine neuen Freunde nenne.

Ganz besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle den wohl besten Freund, den man haben kann. Vor ein paar Tagen sagte er mir, er sei ganz traurig, dass er bis heute mit keinem einzigen Wort auf meiner Internetseite erwähnt werden würde. Das soll sich nun ändern:

Bekannte als Freunde zu bezeichnen ist schon ein großer Schritt, weil ich mich auf Freunde praktisch blind verlassen können möchte. Man sollte miteinander genauso gut lachen können aber auch sachlich zusammenarbeiten. „Beste Freunde“ gibt es nur sehr wenige, das weiß ich. Manche haben gar keinen „Besten Freund“, manche haben einen und sind darüber unglaublich glücklich. Andere haben vielleicht sogar zwei oder mehr „Beste Freunde“ und beschreiben sich selbst als sehr zufriedene Menschen.

Ich habe einen „Besten Freund“ gefunden.

Ja, ich bin glücklich.

Doch was macht ihn so besonders? Warum überleben die besten Freunde oft mehrere Beziehungen? Das sind alles Fragen, die man nicht so leicht beantworten kann. In den letzten Tagen und Wochen hatte ich sehr viel Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht ist es das Gefühl, von dem anderen verstanden zu werden, wenn man ihn von Problemen erzählt. Vielleicht sind es auch die gemeinsamen Späße und Albernheiten des Alltages. Vielleicht ist es auch das „Verstehen ohne Worte“. Oft ahnt man, was der andere sagen will, noch ehe er den Mund aufgemacht hat. Vertrauen ist in solchen „Beziehungen“ unglaublich wichtig. Aber Freiheit und der Tatsache, dass man trotz allem sein eigenes Leben lebt, ist mindestens ebenso bedeutend.

Vielleicht ist genau das der Punkt, warum so viele „Beste Freunde“-Beziehungen bleiben, selbst wenn der Partner längst weg ist. Braucht der eine Freiheit, um sich zurückzuziehen oder für sich allein zu sein, dann hört man zwei Wochen nichts voneinander. Ist diese Zeit jedoch vergangen, dann kann man ohne ein schlechtes Gewissen anrufen und sich ebenso schnell verabreden – auf einen Kaffee.

Eine solche fantastische Freundschaft habe ich gefunden. Danke an dieser Stelle hierfür. Danke für das Vertrauen, die vielen Ohren, die ich Dir in den vergangenen Wochen und Monaten abgekaut habe. Danke aber auch für die vielen vielen lustigen Stunden, in denen wir uns kringelig am Boden gewälzt haben und uns vor Lachen fast schon der Bauch wehtat. Danke auch für die vielen fantastischen Momente, in denen wir einfach nur da saßen und nichts gesagt haben, doch genau wussten, was der andere gedacht hat.

Danke.

Vielleicht habe ich im vergangenen Jahr nicht die Liebe meines Lebens gefunden. Sicher habe ich viele Enttäuschungen erlebt. Doch genauso viele Glücksmomente hatte ich – im privaten wie auch im beruflichen Leben. Meine Diplomarbeit kann ich in meinem absoluten Wunschbetrieb schreiben. Das Team, in dem ich dort arbeite, ist sehr nett und sympathisch. Seit Jahren habe ich darauf hingearbeitet in diesem Betrieb zu landen und habe es geschafft. Ja, ich glaube, dass genau dies ein Moment ist, in dem ich stolz sein darf.

Im Privaten habe ich viele Menschen kennen gelernt, einige lieben gelernt, andere habe ich vergessen, noch ehe ihre Telefonnummer in meinem Handy gelandet ist. Ich habe Freunden den Rücken zugekehrt, doch ganz sicher vergesse ich sie nicht. Die Entfernung trennt uns langsam aber sicher. Das macht mich oft sehr traurig. Doch das Leben geht weiter. Nach langem Suchen habe ich hier in Berlin viele Freunde gefunden, mit denen ich einen Großteil meiner Freizeit verbringe.

Danke an dieser Stelle allen, die wissen, dass ich sie meine. Entschuldigt bitte, dass manche zu kurz gekommen sind. Doch ich versuche dies zu ändern. Obwohl ich genau weiß, dass ich es nie allen recht machen kann, werde ich versuchen auch im nächsten Jahr stets ein offenes Ohr für Euch zu haben.

Doch neben dem Privaten und Beruflichen gibt es auch noch das „Weltgeschehen“, das in den letzten Tagen unglaublich viele Menschen entsetzt hat. Sprachlos saßen Menschen auf dem heimischen Sofa und sahen, was die Tsunami-Wellen in Südostasien und Indien angerichtet haben. Man spricht heute von über 100.000 Toten, darunter wohl 3.200 Deutsche. Und während die meisten Deutschen im Fernsehen das Elend am anderen Ende betrauerten, kauften sich Millionen Familienväter in Deutschland Böller und Knaller. Mit denen wollen sie das neue Jahr empfangen. Meine Freunde hier in Berlin haben sich dazu entschlossen nichts von alledem zu machen, sondern das Böller-Geld sinnvoller einzusetzen. Wir alle spendeten, jeder wie er konnte. Vielleicht bewegt die eigene Spende nicht sehr viel in den vollkommen zerstörten Erdteilen. Wenn jedoch jeder Deutsche sein Böller-Geld sinnvoll gespendet hätte, dann wäre dieses Geld sicher sinnvoller eingesetzt worden, als für ein paar Sekunden bunte Sterne am Himmel zu „malen“.

(All jene, die mit einem Rucksack voller Schiesspulver losgezogen sind, dürfen nun ruhig einmal einen Augenblick nachdenken.)

In diesem Sinne wünsche ich mir für das kommende Jahr folgende Dinge:

Viel Gesundheit, für meine Familie, meine Freunde und mich.

Im Job möchte ich erfolgreich sein.

Ich möchte noch vieles mit meinen besten Freunden erleben.

Endlich möchte ich die große Liebe meines Lebens finden.

Ich möchte wieder mit genau den gleichen Freunden Silvester feiern können.