Als ich diesen Titel des Spiegel vor ein paar Wochen auf der Titelseite des Spiegels las, dachte ich sofort an „Papst Ratze“ in Rom. Als dieser gewählt wurde, schrieben alle Blätter (allen voran die BILD): „Wir sind Papst“. Nun war dieser Satz natürlich ganz anders gemeint, gewissermaßen war es der Startschuss für das Rangeln und Buhlen um das höchste Amt in diesem Staat. Der Mund blieb mir fast offen stehen, als ich den damaligen „Noch-Kanzler“ im Elefantenduell noch am Wahlabend im Fernsehen sah. Da saß kein Staatsmann, der seriös wirken wollte. Aus Kanzler Schröder wurde plötzlich ein Mensch, von dem die ganzen Qualen der letzten Wochen des Wahlkampfes abfielen. Er gab sich siegessicher und selbstgerecht. Er schnitt anderen das Wort ab, gab sich siegessicher und überlegen.

Auf diesen plötzlichen Wandel war eine Angela Merkel, die immer vorhatte den Thron Deutschlands zu erklimmen, nicht mehr viel entgegenzusetzen. Man sah ihr in der Runde der Elefanten ihre Macht- und Fassungslosigkeit an. Das Lächeln war von ihr gewichen. Die siegessicheren Reden, die kämpferischen Gesten waren vergessen. „Angie“ saß da – und hörte zu.

In der Zeit, in der ich die Machtspiele der Politiker im Fernsehen verfolgte, lagen bei mir einige Bewerbungen auf dem Tisch. Ich musste sehen, wo ich nach Beendigung meines Studiums bleiben würde, also warb ich für mich selbst. Damals stelle ich mir die Frage: Wenn ich mich um einen Arbeitsplatz in einem Unternehmen bemühe, nennt man das „werben“,. Wenn die Politiker Deutschlands auf den Thron der Macht steigen wollen, „werben“ sie zwar bei den Bürgen um ihre Stimme. Das was sie jedoch veranstalten ist ein Kampf – ein Wahlkampf.

Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen meinem Werben um einen Arbeitsplatz und dem Kampf der Politiker um Sitze im Bundestag? Auch ich musste mich während meiner Bewerbungsphase gegen Konkurrenten durchsetzen, auch ich musste mich um die Stelle, die ich wollte, bemühen. Ich zog zwar nicht quer durch das Land, verschickte jedoch Bewerbungen kreuz und quer durch das Land, wo war also der Unterschied?

Als ich einer Wiederholung der „Elefantenrunde“ sah, wurde mir klar, warum man in der Politik immer dann von „Kampf“ spricht, wenn man eigentlich „werben“ will: In meiner Bewerbung mussten alle Stellen im Lebenslauf stimmen. Ich musste nachweisen, welche Prüfungen und Praktika ich wann und wie absolvierte. Im Wahlkampf jedoch geht es um bloße Versprechen, deren Einhaltung dem Bürger zwar versprochen wird, deren Realität aber ganz anders aussieht. Die Politiker spielen in ihrem Kampf um Wählerstimmen, also mit versteckten Karten, sie machen den Bürger glauben, sie hätten da eine ganz tolle „Katze im Sack“, die sie auszupacken jedoch nicht bereit sind.

Angela Merkel machte den Fehler eine solche Katze vor Beendigung der Wahlen auszupacken: Ihr Finanzexperte wurde von den Medien zerrissen und bloßgestellt. Der Heidelberger Professor lenkte nach einer zähen Zeit, in der er sagte, er sei der Medienschelte gewappnet, dann doch ein und kehrte in sein verschlafenes Heidelberg zurück. Das also machen die Medien, die Politiker und die Bürger mit einer Frau, die ehrlich um das Amt im Bundestag wirbt. Spielt sie mit offenen Karten, hat sie vor erreichen des Ziels schon längst verloren.

Also geht das Gerangel um das höchste Amt im Staat weiter. Seit zwei Tagen haben die Parteien, die derzeit um diesen Posten streiten, Stillschweigen verhängt. Sicher nur, um den Bürger vor zu viel Versprechen, die nicht gehalten werden, Konstellationen die verworfen, und Ministerposten die scheinbar schon vergeben werden, bewahren wollen. Man hat nun endlich auch in Berlin erkannt, dass die Schlammschlacht nach den Wahlen keine Wirkung mehr zeigt und eher lächerlich als professionell wirkt.

Ich bin gespannt, wann ein Ergebnis kommt.