Ich nehme mein Teleobjektiv in die Hand. Ich möchte ganz nah an den Emotionen, den Zuschauern und den vermeintlichen Demonstranten dran sein, wenn es die Kölner Schwulen und Lesben bei brütender Hitze auf die sonnigen Straßen drängt, um für mehr Toleranz und Akzeptanz zu demonstrieren.

Alle lächeln mich an, lächeln in die Kamera. Mal verschmitzt, mal verwegen, manchmal flirtend – doch immer mit guter Laune. Und plötzlich entdecke ich alte Bekannte aus Berlin. Vor zwei Wochen erst habe ich sie gesehen: Aufgedonnert und gut gelaunt, schaut der Berliner mit der roten Maske erneut in meine Kamera – mit dem gleichen Lächeln im Gesicht. Auch den demutsvollen „vor den Karren Gespannten“ habe ich wiederentdeckt – sicherheitshalber in schwarz/weiß fotografiert.

An diesem heißen Sonntag werde ich von unbekannten Rheinländern angeflirtet, die schwitzend und spärlich bekleidet an mir vorbei laufen und tief in meine Kamera blicken. Steffen, der hinter mir steht, mag das nicht. Ich hingegen betrachte das mit professionellem Abstand: Vielleicht finden sie mich auf eine oberflächliche Art nett. Wichtiger für sie ist es jedoch, wahrgenommen – also, fotografiert – zu werden. Den Gefallen tue ich ihnen gern. Ich habe meinen Spaß am fotografieren, sie am präsentieren.

Am Ende der Demonstration, die in Köln eigentlich eine Parade ist, frage ich mich, ob es Unterschiede zu dem Berliner CSD gibt. Der größte Unterschied zum Berliner CSD ist wohl der, dass die Parade an den stehenden Zuschauern vorbeizieht. In Berlin hat jeder die Möglichkeit mitzulaufen. Das Mitlaufen mag ich mehr, weil es dadurch den Charakter einer Demonstration hat. Am Rand zu stehen und den Vorbeiziehenden zuzusehen hat etwas schaulustiges. Mitlaufen ist mutiger als Zuschauer zu sein. Auch ist der Kölner CSD etwas größer als der Berliner CSD. Das hätte ich nicht gedacht.

Das Motto des Kölner CSD war: „Stolz bewegt.“ Bewegt haben sich so einige. Ein paar haben auch auf den Auslöser gedrückt, wie ich. Deshalb hier die bewegten Bilder der stolzen Demonstranten des Kölner CSD.

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