Sie genießen das Leben in vollen Zügen. Sie lassen sich den Wind um die Nase blasen und vergessen für ein paar Tage, vielleicht auch nur für einige Stunden, den Alltag und stürzen sich sportlich, spontan und glücklich in die Wellen von El Medano, die schon die weltbesten Kistesurfer nach Teneriffa gelockt hat. Es geht um die Kitesurfer – die weltbesten Kitesurfer von El Medano.

Von Kitesurfen wußte ich bis vor ein paar Jahren noch nichts. Die Sportart tauchte plötzlich auf und erlebte einen echten Siegeszug an den Küsten der Weltmeere, an denen ständig ein frischer Wind weht. Plötzlich waren sie an den Stränden, und ich entdeckte sie mit meinem Fotoapparat bereits vor drei Jahren bei meinem ersten Besuch auf Teneriffa. Damals wußte ich noch nicht, dass der Ort „El Medano“, mitten im kargen Süden Teneriffas unweit des südlichen Flughafens, ein echtes Eldorado für Kite- und Windsurfer ist. Umso faszinierter schaute ich zu, wie sich die überwiegend jungen, durchtrainierten Jugendlichen (übrigens fast ausschließlich Männer) auf ihre Kites stellten, das Segel spannten und plötzlich, vom Wind getragen, auf das offene Meer steuerten.

Dass der Weg zum Sprung beim Kitesurfen scheinbar nicht so leicht ist, wie er auf den Fotos in diesem Beitrag aussieht, erkennt man an den vielen Schülern, die immer wieder, unter strenger Beobachtung ihrer Surflehrer, zum Sprung ansetzen, sich dann aber – ohne Sprung – ins Meerwasser fallen lassen. Doch unermüdlich kämpfen sich die Anfänger durch die Wellen und schauen dabei oft hochkonzentriert in den Himmel, zum Segel, oder am Strand, zu ihrem Surflehrer.

Ich stand mit meiner Kamera am Strand, inmitten der ganzen C-. Bow-, Hybrid- und Delta-Kites, die von allerlei Schnüren zu den Steuerseilen führten. Kitesurfen scheint pure Technik zu sein. Spätestens wenn man auf Wikipedia etwas von High-, Low-End, C-Kite-Feeling, Stall, Bladder, Leading-Edge und Boardleashes liest, ahnt man, dass so eine Ausrüstung nicht nur cool, sondern auch teuer sein kann. Beinahe eben so teuer hielt ich meine Kamera mit aufgestecktem Teleobjektiv in die Wellen und versuchte, den ein oder anderen Moment einzufangen, an diesem unscheinbaren kilometerlangen Strand in El Medano.

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Am Ende hatte ich eine Speicherkarte voller toller Bilder und merkte erst später im Auto, dass ich vom Wind am Strand durch die vielen Sandkörner „gesandstrahlt“ wurde. Es knirschte nicht nur zwischen den Zähnen, auch meine Kamera war mit einem Film aus salziger Luft und Sandkörnern überzogen. Dennoch habe ich jetzt ein gutes Gefühl, wie es sein muss, sich vom Wind über die Wellen tragen zu lassen, und habe, während ich diesen Artikel geschrieben habe, den Alltag für ein paar Minuten vollkommen vergessen.