Es war großer Zufall, doch vor einigen Monaten hatte ich das große Glück, zum WM-Finale 2010 in Barcelona zu sein. Wo hätte ein Fußballfan zum WM-Finale, in dem die spanische Nationalmannschaft teilnahm sein wollen, wenn nicht in Spanien? In dieser lebendigen jungen Stadt am Mittelmeer, umgeben von tausenden junger Fans, die zu Beginn noch mit ihren Idolen fieberten und nach dem WM-Finale so ausgelassen feierten, dass sich deutsche Fans ohne Probleme eine Scheibe abschneiden können. Richtig. Nirgends. Und ich? War mittendrin!

Seit ich das letzte Mal in Barcelona war, waren bereits zwei Jahre vergangen. Den Teil Barcelonas, den ich in Erinnerung hatte, war die Las Ramblas, die Touristenmeile – ähnlich „Unter den Linden“ in Berlin. Also fiel die Entscheidung schnell, dort das Finale zu sehen, um danach entweder schnell zurück ins Hotel zu fahren, oder aber mit den Spaniern ausgelassen den Sieg zu feiern. Dort angekommen wunderten wir uns, dass die Las Ramblas, nur mäßig gefüllt war. Später ging uns ein Licht auf, warum. Die Las Ramblas ist eine Touristenmeile, hier feierten die echten Spanier keine Siege.

Da jedoch der Hunger nach einem recht anstrengenden Arbeitstag auch dann siegt, wenn das WM-Finale stattfindet, fanden wir einen der wenigen letzten freien Tische in einem viel zu teuren Lokal auf der Las Ramblas und schaufelten die Paella di Mare in uns hinein. Ganz nebenbei erhaschten wir einen Blick auf den Fernseher, der das Spiel live übertrug.

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Während des Spiels stieg die Anspannung aller Gäste des Restaurants. Und nachdem das erste Tor für Spanien fiel, rissen alle die Arme hoch und bejubelten die Spanier. Je näher das Ende des WM-Finalspiels rückte, desto angespannter waren alle Zuschauer. Als nach einem spannenden Spiel der Schlusspfiff des Schiedsrichters kam, bejubelten die Restaurantbesucher den Sieg Spaniens lautstark und ausgelassen, so dass wir Deutsche Mühe hatten, mit der ausgelassenen Stimmung Schritt zu halten.

Nun jedoch hielt uns nichts mehr auf den Stühlen. Auch wir schlenderten nun über die Las Ramblas, umgeben von hunderten jubelnden Spaniern. Mit spanischen Flaggen, die sie vor oder über sich hielten, oder sich gleich ganz in den Nationalfarben rot-gelb kleideten, tanzten die Spanier über die Las Ramblas. Immer wieder rief man sich „Viva España!“ oder „Campione del mondo“ zu, so dass auch wir schließlich fasziniert, ausgelassen und lachend über die spanischen Straßen liefen, und uns haben mitreißen lassen von der Begeisterung der Spanier über ihren Sieg.

Meine Videos:

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Auch in der U-Bahn und auf der spanischen Fanmeile machten wir halt und beobachteten neugierig das ausgelassene Treiben. Immer mehr Spanier schien es in die Innenstadt zu ziehen. Bald schon waren wir die einzigen, die sich von der Fanmeile in Barcelona weg bewegten und nicht auf sie zu. Als wir uns an das ausgelassene Treiben gewöhnt hatten, fiel uns jedoch plötzlich auf, dass die jungen Spanier nicht nur eine Fahne in der Hand hielten und lautstark jubelten.

Sie hatten auch einen Motorradhelm dabei. „Hunderte Spanier mit einem Motorradhelm?“, fragten wir uns und sahen plötzlich auch dutzende Einsatzwagen der Polizei, in denen sich stark vermummte und behelmte Polizisten befanden, die sich auf eine Ausschreitung vorbereiteten. Wir beschlossen, dass wir den Abend nicht mit einer Prügelei oder einem Polizeieinsatz beenden wollten, und liefen zurück zu unserem Hotel. Wir wollten einen unvergesslichen Abend in Erinnerung behalten. Und genau das haben wir auch getan – bis heute.