Als ich heute Morgen mein Müsli in mich hineingeschaufelt habe, und in allmorgendlicher Tradition die Webseite vom Spiegel öffnete, blieben mir die Schokokrümel und Obststücke fast schon im Halse stecken, als ich auf das Bild einen toten Bin Laden schauen musste. „Mist.“, dachte ich. Und ausgerechnet an diesem Tag fliegst Du um die halbe Welt in die USA. Doch daran war nichts mehr zu ändern.

Also packte ich mich gewohnter Routine und etwas Nervosität meinen Koffer, ehe ich zum Flughafen fuhr. Dort angekommen, bot sich mir in der Flughafenlounge das gleiche Bild: an einer riesigen Wand mit Flachbildschirmen überschlugen sich die Medien mit der Neuigkeit aus Pakistan. Die herumliegenden Zeitungen berichteten noch von den mager ausgefallenen Krawallen vom ersten Mai in Berlin. Die Medien in Fernsehen kannten nur ein einziges Thema und beleuchteten es von allen Seiten. „Okay. Gut. Du hast saubere Unterhosen an.“, dachte ich mir, „Sie können Dich ‚durchkontrollieren'“.

Der Flug von Berlin nach New York lief beinahe schon entspannt, wäre da nicht die Stewardess gewesen, von der ich zunächst dachte, sie könnte nur meinen Kollegen – Jan – nicht leiden. Schnell stellte sich heraus, dass sie ganz grundsätzlich keine Lust hatte, und lies ihren Frust an allen aus.

„Ihre Fernbedienung geht also nicht? Aha. Okay. Jetzt aber möchte ich von Ihnen wissen, was sie essen möchten. Die Fernbedienung kommt später. Okay? Okay!“. Eingeschüchtert sagten wir dann: „Chicken, please.“. Sie notierte sich das im Gehen, ohne uns eines weiteren Blickes zu würdigen.

„Soll ich für Sie das Fach über Ihnen zu machen? Vor dem Start? Ja? Gerne!“, und ‚bähm!‘ knallte sie das Fach über mir zu, ohne auch nur eine Antwort von mir abzuwarten.

Acht Stunden später landeten wir mit einem wunderschönen Blick auf die Skyline von Manhattan in Newark. Auch wenn der Himmel bedeckt war, musste ich daran denken, dass ich, als ich das erste Mal diesen Blick im Anflug auf New York hatte, an meine Mutter dachte, für die New York so unglaublich, ungreifbar weit weg ist.

Die Leute verließen hektisch das Flugzeug und bewegten sich auf die US-Einwanderungsbehörde zu. Auch wenn diese nicht mehr auf Ellis Island ist, ist sie bestimmt nicht weniger streng. Meine Kollegen und teilten und auf die unterschiedlichen parallelen Warteschlangen auf. Ich sah, wie sich Jan hektisch und wortreich mit einem Securitybeamten unterhielt. Ich bereitete mich innerlich ebenfalls auf tausend Fragen vor. Schließlich an der Reihe, lief alles beinahe wortlos ab: Reisepass abgegeben, Blicke vom Securitybeamten ertragen, zweiten kritischen Blick vom Securitybeamten ebenfalls ausgehalten, die Frage „You know, what to do?“, wortlos mit Auflegen meiner Handfläche auf den Handflächenscanner beantwortet und zum Schluss noch in die Webcam gelächelt. Wortlos reichte mir der Securitybeamte meinen Reisepass zurück. Das war’s. Ich war drin.

Nach zweistündigem Aufenthalt in New York und einem zweieinhalbstündigen Flug in den Süden, sitze ich nun hier in Florida. 30 Grad im Schatten. Die Sonne geht unter. In Deutschland ist es nun Nachts um 1 Uhr. Wir quälen uns übermüdet noch in ein Restaurant, essen ein paar Bissen und landen um 21 Uhr Ortszeit (Deutschland: 3 Uhr) todmüde im Bett.

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Es kann losgehen. Doch nun bin ich erst mal froh, die Augen zuklappen zu können. Ich schlafe ein – nur wenige Sekunden nachdem ich das Licht am Bett ausgeschaltet habe.