Als wir in Albuquerque aufwachten, war die Stimmung etwas gedrückt. Denn eigentlich hatte ich für Jürgen, Alex, Jan und mich eine Tour in einem Heißluftballon gebucht. Wir sollten zwei Stunden lang über die letzten Ausläufer der Canyons fliegen, während mit uns die Sonne aufgeht. Abschluss dieser Tour und damit dem Start in den Tag sollte eine Sektdusche sein, die uns als mutige Heißluftballonfahrer küren sollte. Doch leider blieb es aufgrund eines gemeldeten Sturms bei der Vorstellung und Vorfreude auf dieses Event. Es wurde abgesagt – einfach so.

Also machte ich mir Gedanken, was man als Ersatz an diesem Tag auswählen könnte. Google Maps und Wikipedia auf meinem iPhone halfen mir glücklicherweise weiter, und wir entschieden uns, den Canyon de Chelly zu besuchen.

In den USA gibt es nämlich nicht nur den bekannten Grand Canyon, sondern noch einige Canyons mehr, die man auf einer Tour durch die USA bewundern konnte. Zwar lag der Canyon de Chelly nicht direkt auf dem Weg, doch mit der gesparten Zeit des Heißluftevents konnte man einen Umweg einplanen, den wir nicht bereuen sollten.

Der Canyon de Chelly liegt inmitten eines Indianerreservates in Arizona. Der Indianerstamm der Diné wohnte in Nachbarschaft zum Canyon und gehörte zu den Navajo-Indianern. Nachdem wir von der Autobahn in das Indianerreservat abbogen, merkten wir schnell, dass wir in einem Indianerreservat waren. Alles war etwas ärmlicher und karger, als wir dies von der ohnehin ärmlichen Landschaft gewohnt waren. Am Wegesrand standen Indianer und warteten auf eine Mitfahrgelegenheit. Das darf man sich nicht so vorstellen, als ob ein paar Tramper in Deutschland an einem Autobahnrastplatz mit einem Pappschild auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Im Indianerreservat gibt es kilometerweit nur karge Steppenlandschaft rund um die indianisch-stämmigen Tramper. Wir schauten uns im Auto erstaunt an, als wir die Tramper sahen, da wir nicht glaubten, dass sie so schnell eine Mitfahrgelegenheit finden würden.

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Der Nationalpark des Canyon de Chelly konnte man – uns unserer großen Überraschung – kostenlos besuchen. Entlang der Südroute führte eine Landstraße über das Colorado Plateau entlang des South Rim Drive. Ab und zu zweigten sich Nebenstraßen direkt zu den Aussichtpunkten ab, die wir alle besichtigten.

Der Canyon de Chelly selbst ist etwa 300 Meter tief und ist ein kleiner Vorgeschmack auf den Grand Canyon. Rot-braune Felsformationen bauten sich vor uns auf und wurden intensiv von der Sonne beleuchtet, die ab und zu durch die Wolken schien. Trotz der Sonne war es leider ziemlich kalt, da sich – den Bildern sieht man das leider nicht an – der Canyon de Chelly auf einer Höhe von 2000 Metern über dem Meeresspiegel befindet.

Eine Informationstafel, die auf einer der Aussichtsplattformen aufgestellt war, informierte uns darüber, dass in dem Tal, das die Flüsse formten, vor über 4500 Jahren schon Menschen wohnten. Sie bauten sich in den Felsspalten Hütten aus Lehm und Steinen. Diese Hütten konnte man in den Felsspalten erkennen – wirklich beeindruckend.

Am Ende des South Rim Drives kommt man schließlich zur beeindruckenden Attraktion des Canyon de Chelly, dem 300 Meter hohen freistehenden Spider Rock. Die Indianer glaubten, dass auf der Spitze dieser Felsformation, die umgeben von der flachen Talsohle stehen blieb, eine Spinne wohnte, die über das Tal wachte. Böse Kinder soll sie mit ihren Spinnennetzen eingefangen haben. Okay. Daran glaube ich nicht. Aber die Geschichte ich toll, da man sie sich, steht man auf der Aussichtsplattform, so gut vorstellen kann.

Der Tag endete in Flagstaff in einem wunderschönen Hotel “Little America” direkt an der Route 66. Der Canyon de Chelly war ein würdiger Ersatz für die Heißluftballonfahrt, und ich war froh, dass meine Kollegen zufrieden und lächelnd in den nächsten Tag starteten. Ich habe mir echt einen Kopf gemacht, da sich in Vorbereitung auf diesen Tag alle so sehr auf die Heißluftballontour gefreut hatten.