Nachdem Jan nicht nur verarztet und mit einem Bund Bananen versorgt war, sondern sich sicher auch schon im Tiefschlaf befand, trafen sich Michael, Thorsten und ich auf ein Bier in der Hotellobby. Das ist nichts ungewöhnliches, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. Denn es gibt meiner Meinung nach nichts demprimierenderes als völlig allein in einer fremden Stadt in einem Hotel auf dem Zimmer zu sitzen und zu warten, dass man schlafen kann.

Auch wenn der Abend durch die Erlebnisse des Tages einen fahlen Beigeschmack hatte, tat ein kühles Bier in der Kehle doch recht gut, denn anstrengend war dieser Tag ohne Frage. Doch das eigentlich interessante ergab sich durch Zufall mit einem Amerikaner im Hotel, mit dem wir zufällig ins Gespräch kamen.

Der kleine stämmige Mann in Hawaiihemd und kurzer Hose erzählte uns, dass er früher einmal für die Army gearbeitet hatte. Er hatte sich über mehrere Jahre verpflichtet und war in Afghanistan und im Irak. Anderswo war er auch – unter anderem in Deutschland – spezialisierte sich dann aber wohl auf die Marine.

Nun war dieser Mann, berichtete er, etwas in die Jahre gekommen, schied aus dem Militär aus, arbeitete als Ingenieur aber dennoch für die Marine. Er entwickelte ein laserbasiertes Kommunikationssystem für die Kommunikation zwischen den Schiffen in einem Marineverbund. Die Laser sind wohl immer auf die Empfangsmodule der jeweiligen Schiffe gerichtet, so dass die praktisch ein Netz aufspannen. Das schwierige, und die durchaus interessante Herausforderung jedoch besteht wohl darin, die Schiffsbewegung durch die Wellen auszugleichen, so dass die Laserstrahlen immer konstant auf die Empfangsmodule der jeweils anderen Schiffe zeigen.

Für mich hörte sich das nach einer interessanten Technik an, auch wenn ich mir schon zu Beginn meines Studiums der Elektrotechnik geschworen habe, dass ich all das Wissen, das ich mir aneignen würde niemals (Ich betone: Niemals!) für militärische Zwecke einsetzen werden. Ich weiß, dass die Grenzen oft fließend sind, doch im Zweifel lehne ich etwas dubiose Firmen einfach grundsätzlich ab. Denn – und darüber denken die meisten Menschen meiner Meinung nach nicht nach: Wer kann Dir garantieren, dass sich die Waffe, die Du entwickelst, sich nicht eines Tages auf Dich richtet? Die Waffe, deren Zielerfassung du programmiert hast, deren Sprengsätze Du entworfen hast, kann auch diejenigen ganz schnell dahinraffen, die sie entwickelt haben. Zwar könnte man das dann als eine traurige Fügung des Schicksals nennen, aber – Entschuldigung! – Wie lahm ist denn diese Erklärung!

Na, wie auch immer: Die Unterhaltung mit dem Amerikaner war sehr interessant. Einige Minuten später ging er seiner Wege, wir gingen die unseren. Und ich bin um eine Geschichte reicher geworden, die ich hier gerne mit der Welt teilen will.