Wir kamen erst sehr spät in Palm Springs an und übernachteten in einer Motelempfehlung von Jan’s Lonely Planet, einem echten Geheimtipp. Für nur 50 Dollar pro Person bekam man ein sehr ordentliches aufgeräumtes Zimmer mit eigenem sauberen Bad. Das Gebäude war so, wie man es aus zahlreichen amerikanischen Filmen kennt: Tür an Tür, verbunden über einen Steg, der an den Zimmern vorbeigeht. Direkt neben der Eingangstür befindet sich das einzige, aber immerhin große, Fenster. An der Decke hängt ein Ventilator, den man aber als besseren Miefquirl bezeichnen kann. Die Türen sind aus Sperrholz, und die Zimmer haben eine etwas abgewetzte Auslegeware, der man die Jahre, die sie auf dem Buckel hatte, ansah.

Dennoch war das Motel mehr als wir erwarteten, also trafen wir uns nach kurzem Check-In wieder am Auto, um unseren Hunger zu stillen. Da Jan Taccobell, eine mexikanische Fastfood-Kette, noch nicht kannte, suchten wir mit dem Navigationsgerät die nächste Filiale auf und steuerten einmal quer durch die City auf das Taccobell zu. Nachts um 10 Uhr waren wir zu unserem Erstaunen die einzigen Gäste, wurden also schnell bedient und waren auch schnell mit dem Essen fertig. Da wir am kommenden Tag viel vorhatten, war unser Besuch bei der nur mäßig guten Fastfood-Kette schnell vorbei.

Zurück am Motel suchte ich jedoch meine Geldbörse, die sich in meiner Fototasche inkl. dem Reisepass befand. Und plötzlich bekam ich Herzklopfen: Nirgendwo im Auto war meine Fototasche. Ich suchte doppelt und dreifach das ganze Auto ab: nichts. Mir fiel es mit einem Mal wie Schuppen von den Augen: Ich hatte meine Fototasche mit allen wichtigen Dokumenten im Taccobell stehen gelassen. OH MEIN GOTT!

Dass ausgerechnet mir soetwas passiert. Und dann auch noch in Amerika. Nun war ich – trotz der vorgerückten Stunde – hellwach und steuerte mit rasantem – aber legalem Tempo – die 13 Meilen zurück zum Taccobell.

Ich war aufgeregt, ging innerlich schon einen kleinen Notfallplan durch (Wo ist die nächste Botschaft? Habe ich die Telefonnummern für die Kreditkartensperrung? Ist mein Fotoapparat versichert? Komme ich ohne Dokumente wieder aus dem Land?).

Endlose zwanzig Minuten später erreichte ich mit quietschenden Reifen den Taccobell. Dort fragte ich nach meiner Fototasche. Dort hatte man sie hinterlegt. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein kritischer Blick ins Innere bestätigte, dass noch alles am rechten Platz war: Ausweise, Kreditkarten, Geld und Fotoapparat. Alles war da. Was für ein wahnsinniges Glück hatte ich! UNGLAUBLICH.

Auf der Rückfahrt senkte sich mein Blutdruck wieder auf ein Normalniveau herab. Und – auch wenn die Angestellten des Taccobell in Palm Springs diesen Beitrag sicher niemals lesen werden – ich sage: “Danke!”, liebe Leute. So viel Ehrlichkeit hätte ich nicht erwartet, und ihr habt mir nicht nur den Tag, sondern die ganze Reise gerettet.

Danke!