Jan und ich wollten am Ende unseres Besuchs in Los Angeles natürlich auch sagen können, dass wir auf einer rechten US-Party gewesen waren. Deshalb wälzten wir unsere Reiseführer und fanden schließlich einen Tipp: Die Rooftop-Bar in Downtown von Los Angeles gehört zu einer der besten Locations für gute Partys und gute Cocktails. Deshalb war genau diese Bar unser Ziel.

Also stopften wir uns in unsere besten Partyklamotten rein, fuhren in die Innenstadt und wurden von einer Warteschlange vor dem Club überrascht. “Nichts ungewöhnliches. Das gibt’s in Berlin auch.”, stellten wir fest und reihten uns in die Schlange der Wartenden ein. Ein Typ vor dem Club hatte das wartende Partyvolk als Marktlücke entdeckt und bot Würstchen vom Grill an, die ihm schon fast aus den Händen gerissen worden sind.

Um uns herum trugen die Herren Anzüge, die Frauen erschienen in Abendkleidern und hohen Stöckelschuhen, so dass wir uns in Sneakers und Jeans schon recht “underdressed” vorkamen. Mit kritischem Blick schauten wir vor uns in die Schlange und entdeckten, zu unserer Beruhigung, auch Leute, die ähnlich gekleidet waren, wie wir.

Vor uns wartete eine blutjunge Chinesin in rotem Abendkleid ganz alleine auf Eintritt, tippte aber unaufhörlich auf ihrem Blackberry, und einige Minuten später erschien eine ganze Gruppe von Leuten, für die sie gewartet hatte. Die Jungs aus der Schlange sahen so aus, als würden sie ihr Geld bei der Chinesischen Mafia verdienen und waren so schnell weg, wie sie erschienen waren. Die Chinesin in roten Abendkleid jedoch blieb – und wartete.

Als wir nach einer knappen Stunde Wartezeit vor dem Club dann einen Blick auf die “Tür” hatten, sahen wir, wie unglaublich unhöfliche und schlecht angezogene Spanier oder Mexikaner mit ganzen Geldbündeln wedelten, um hereinzukommen. Ein anderes Mädchen schien den Türsteher förmlich anzubetteln, um endlich reinzukommen. Doch die Türsteher blieben hart, was das Mädchen dazu brachte, immer peinlichere Argumente für ihren Einlass loszuwerden. Wir “schämten und fremd”.

Jan und ich verging schließlich die Lust auf die Party. Die dubiosen Menschen um uns herum, die ganz offensichtlich Geld zu haben schienen, aber keinen Charakter, schreckten uns so sehr ab, dass wir uns gegen die Party und für ein kühles Bier im Motel entschieden. Wir haben uns vorgestellt, wie die Party wohl sein mochte, wenn man all die Leute, mit denen man in der Warteschlange vor dem Club stand, oben auf den Tanzflächen oder der Dachterrasse wiedersehen würde. Diese Vorstellung fanden wir recht abschreckend. Also zeigten wir Rückgrat und gingen einfach.

Zwar wäre eine Party in Los Angeles echt ein tolles Erlebnis geworden. Die Party jedoch, die wir uns ausgesuchten hatten, war nicht toll. Und ich bin mir mittlerweile sicher, dass wir die vollkommen richtige Entscheidung getroffen haben.