Unser Reiseführer beschrieb Edinburgh als die schönste Stadt Europas. Läuft man durch die Stadt, glaubt man das sofort. Denn nicht nur die Lage in Europa ist gut, auch die Lage der Stadt zwischen zwei Hügeln und der grünen Oase, die sich mitten durch die Stadt zieht, sieht malerisch aus.

Wir erkundeten die Stadt zu Fuß und ließen uns von den Menschen und dem Reiseführer treiben, den ich im Gepäck hatte. Der August in Edinburgh ist der ereignisreichste Monat des gesamten Jahres. Das Wochenende, das wir in Edinburgh verbrachten, hatte gleich zwei kulturelle Highlights zu bieten. Zum einen buhlte das Edinburgh Festival Fringe um Besucher für die zahlreichen Veranstaltungen der darstellenden Künste. Zum anderen habe ich bereits Monate im Voraus Karten für das Edinburgh Military Tattoo gekauft, einer international besetzten Militärbandparade mit Dudelsackspielern, Trommlern, Akrobaten und Tänzern. Schauplatz des Military Tattoo ist der Vorplatz vom Edinburgh Castle, das sich inmitten der Stadt auf einem Hügel über den Rest erhebt.

Die Teilnehmer des Fringe Festivals belagerten die Stadt tagsüber. Jede Ecke, jede noch so kleine Gasse war mit Touristen oder darstellenden Künstlern gepflastert, und schnell flüchteten Steffen und ich vor dem Trubel und dem Touristen-Nepp. Wir flüchteten auf den Arthurs Seat, dem zweiten hohen Berg, der Edinburgh einrahmt und 251 Meter in die Höhe ragt. Die grünen und mit Gras bewachsenen Hügel um Edinburgh herum sind wirklich etwas grüner als man das aus Deutschland kennt. Die flachen Wiesen steigen sanft an. Ein schier endlos erscheinender Wanderweg führt schlussendlich zur Spitze hinauf. Für eine Wanderung waren wir denkbar schlecht ausgerüstet. Mit unseren hellen, durchgestylten Schuhen hatten wir Probleme, die matschigen, nassen und steinigen Wege zum Gipfel zu erklimmen.

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Oben angekommen jedoch hatten wir einen tollen Blick über Edinburgh. Der Wind blies uns um die Nase, und leider kam zum selben Zeitpunkt auch der Regen, der uns Großstädtern unangenehm scharf ins Gesicht schlug. Die Begeisterung, den Gipfel erklommen zu haben, wich also schnell dem Wunsch, schnell ins Trockene zu gelangen.

Angekommen in einem Pub auf der Royal Mile ließen wir uns das Bier und die gute schottische Hausmannskost schmecken und beobachteten das Treiben des Fringe Festival auf der Straße. Uns gegenüber saß ein altes Ehepaar. Gut angezogen jedoch wortlos saßen sie zufrieden nebeneinander, lächelten uns an, und ich dachte nur: Schön muss es hier sein, wenn man so zufrieden lächeln kann.