Als ich vor über sechs Jahren anfing, Reportagen über mein Leben ins Internet zu stellen, fühlte ich mich modern. Ich ritt auf einer Welle, die „Web 2.0“ genannt wurde. Das „Internet zum Mitmachen“ wurde die Möglichkeit genannt, persönliche Beiträge nicht nur den Freunden sondern der ganzen Welt zugänglich zu machen.

Doch in den letzten Wochen fragte ich mich immer wieder: „Ist das Bloggen noch zeitgemäß?“ In der Zeit von Twitter und Facebook scheint mir das Bloggen überholt. Auf Twitter fasse ich meine Gedanken in 160 Zeichen zusammen. Auf Facebook teile ich Fotos, Links und unnützes Wissen meines Privatlebens, und Google+ wird überwiegend von schreibfaulen Intellektuellen genutzt, die Suchergebnisse und „Nerd“-seiten teilen möchten. Wofür braucht die Welt noch Blogger? Werden Texte, die länger als 160 Zeichen sind noch gelesen? Oder bricht die Konzentration der Leser nach 160 Zeichen ein? Interessieren die Leser der eigenen Berichte im Grunde nur die Bilder, die mit einem Beitrag verbunden sind?

Auf all die Fragen habe ich keine Antwort. Dennoch habe ich mich dazu entschlossen, meinen Blog weiterzuführen. Ich schreibe die Beiträge auf dieser Webseite nicht für die Welt. Ich schreibe sie auch, und manchmal vorallem, für mich. Wie sonst kann ich das Leben für einen Blick festhalten, wenn nicht durch das Niederschreiben von Erlebtem oder Dingen, die mich bewegen.

Ich glaube, dass es immer Blogger geben wird. Denn auch wenn Twitter und Facebook etwas anderes vermitteln mögen, besteht die Welt nicht nur aus Hauptsätzen und lapidar dahingeschriebenen Alltäglichkeiten, die Freunde auf Facebook ihrer (Fan-)Gemeinde zur Verfügung stellen. Komplexe Zusammenhänge lassen sich nur selten in 160 Zeilen zusammenfügen, und wenn alle Menschen dieser Welt nur noch Links miteinander teilen, wer schreibt dann die Inhalte?

Ich gebe zu, Bloggen ist aufwendig. Bloggen hat nichts mit Geld zutun, sondern mit Zeit und dem Willen, das Wirrwar im eigenen Kopf in lesbare Zeilen zu übersetzen, die andere Menschen interessieren. Boggen ist anstrengend, da man sich überwinden muss, die eigenen Gedanken einer nur begrenzt kontrollierbaren Öffentlichkeit zu offenbaren. Bloggen heißt aber auch, mutig zu sein. Denn Bloggen heißt, seine Meinung zu äußern. Nicht selten habe ich es in der Vergangenheit erlebt, dass sich Bekannte und Kollegen an mich wandten und mich auf meine Schilderungen und Ansichten über bestimmte Themen ansprachen. Oft habe ich allzu deutliche Worte gefunden, die nichts mit Diplomatie oder aalglattem Mitteilbedürfnis zutun hatten. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich mich selbst fragte: „Kannst Du das so schreiben?“

Doch ich bleibe dabei. Auch wenn mitunter nur selten Zeilen von mir kommen, habe ich mit dieser Webseite eine Möglichkeit, sie festzuhalten.