Nach einem kurzen „Power-Nap“ in meinem wunderschönen Hotelzimmer, stand jedoch zunächst die Übernahme der Fahrzeuge auf dem Programm. Zeit ist Geld. Das galt leider auch für mich und die gesamte Reise. Also schnappte ich mir den Messtechnik-Koffer und betrat, etwas übermüdet, die Hotellobby, wo uns zwei lokale Ansprechpartner in Empfang nahmen und zu den Autos brachten.

Nachdem wir die Fahrzeuge mit etwas Aufwand ausrüsteten, stellte man uns die Guides für die nächste Woche und die Fahrt durch Japan vor: Tascheki und Massa. Tascheki war ein rauchender Japaner in Jeans und dunkelgrüner Bomberjacke mit rotem Kugelschreiber in der Armtasche. Massa ein etwas schmal erscheinender Japaner mit Topf-Frisur und kontinuierlichem Lächeln im Gesicht. Ich konnte diese beiden, die nun vor uns standen, überhaupt nicht einschätzen. Freuten sie sich nun auf uns, oder konnten sie uns im Grunde nicht leiden? War das, was wir vorhatten, für sie Routine oder würden wir sie damit überfordern? Sprachen sie Englisch, und wenn ja, wie gut? Fragen über Fragen. Aber am Ende der Woche sollten wir merken, dass wir die besten Guides für die Fahrt durch Japan bekamen, die wir kriegen konnten.

Nachdem alle formellen Dinge besprochen waren, fragte mich Tascheki, der Bomberjacken-Japaner, ob wir irgendwelche Sonderwünsche neben all der Routenplanung hätten. Natürlich hatten wir welche: Ich bat ihn, entlang unserer Tagesroute das Mittagessen an interessanten Orten zu planen. Wir wollten alle japanisch essen und – wenn auch nur kurz – ein Stück der Kultur das Landes mitnehmen. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, sagte er mir, dass er das natürlich sehr gern versuchen würde. Lächelnd bedankte ich mich mit meinem ersten japanischen Wort: Arigato.

[singlepic id=1624 w=320 h=240 float=left]Müde und unglaublich hungrig wurden wir von unseren Fahrern zurück zum Hotel gebracht. Nun mussten wir – ganz ohne Guides – etwas zum Abendbrot suchen. Schnell war dank iPhone-App ein Lokal in der näheren Umgebung ausgemacht, und wir bahnten uns den Weg durch die Innenstadt dieser 35-Millionen-Metropole.

Am Restaurant angekommen, merkten wir, dass das Restaurant bestimmt gut sein würde, wir aber kein einziges Wort auf der Speisekarte lesen konnten. Bebilderte Speisekarten gab es nicht. Auch Kreditkarten wurden nicht akzeptiert. Also liefen wir weiter durch die Innenstadt von Tokio auf der Suche nach einem Restaurant mit bebilderter Speisekarte und Kreditkartenlogo an der Eingangstür – keine leichte Aufgabe.

Unsichere Blicke in zahlreiche Schaufenster später fanden wir ein japanisches Lokal, setzten uns herein und wurden mit einem heißen weißen Handtuch und Holzstäbchen begrüßt. Mit dem heißen und feuchten Handtuch wuschen wir uns die Hände. Sauberkeit spielt, nicht nur in Tokio sondern in ganz Japan, eine sehr große Rolle. Dass man uns Stäbchen hinlegte, war auch nicht verwunderlich, befanden wir uns doch in einer der drei Länder der Erde, die ausschließlich mit Stäbchen essen: Japan, Korea (Nord/Süd) und China. Es gibt noch mehr Länder auf der Erde, die mit Stäbchen essen, doch ist es dort ebenfalls sehr üblich, mit dem uns bekannten Besteck zu essen.

Das Essen war lecker, und da uns alle der Jetlag müde werden lies, stolperten wir zurück zum Hotel und verschwanden schnell in den Zimmern. Dort musste ich auf die Toilette. (Okay, vielleicht ist es eine Grenze, die ich nun überschreite. Aber ich fand das Erlebte einfach so interessant, dass ich es hier doch festhalten möchte.)

[singlepic id=1622 w=320 h=240 float=left]Da sich in meinem Badezimmer keine Toilette befand, fand ich das „stille Örtchen“ in einem kleinen abgetrennten Zimmer. Kaum hatte ich die Tür zum Klo gefunden, öffnete sich auch schon der Toilettendeckel wie von Zauberhand – einem Bewegungssensor sei Dank. Die Schüssel wurde sanft mit einer weißen LED-Lichtleiste beleuchtet, so dass man stets – naja – einen guten Blick ins Innere hatte. Ich setzte mich und erlebte auch schon die zweite Überraschung: Der Toilettendeckel war äußerst warm. Beheizt. In den nachfolgenden Tagen lernte ich, dass 4% des japanischen Energieverbrauchs auf beheizte Toilettendeckel zurückgehen, da diese ständig beheizt werden und nicht nur, wenn man darauf sitzt. Ein merkwürdiges Gefühl. Und eine wahnsinnige Energieverschwendung.

Während ich mich so im Bad umguckte, fiel mein Blick auf eine Fernbedienung mit Digitalanzeige, die in der Wand hing. Dort konnte ich nicht nur die Temperatur der Sitzheizung regulieren, sondern auch auswählen, ob ich mit einem Wasserstrahl angestrahlt und massiert werden möchte oder doch lieber trockengefönt werden wollte. Das war mir aber zu viel, und ich vertagte diese breitgefächerte Auswahl an „japanischen Spezialitäten am stillen Örtchen“ und legte mich ins Bett.

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Eine kurze Nacht sollte folgen – Jetlag sei Dank.