Es ist 6:30 Uhr. Ich halte die Kofferwaage in der Hand und wiege die Koffer aller Teilnehmer durch. Die “Teilnehmer” sind ein paar bunt durcheinandergewürfelte Berliner und Nicht-Berliner, die im Grunde nur eines gemeinsam haben: die Fotografie. Wir fliegen nach Dublin, um von da aus Irland zu erkunden. Im Gepäck haben wir unsere digitalen Spiegelreflexkameras, Stative, Nodalpunktadapter und eine Drohne. Der Koffer eines Teilnehmers wiegt 30kg, und während ich den Koffer mit der Waage hebe, höre ich in mir schon fast die Bandscheiben knacken.

Die Kofferschlange am Check-in-Schalter in Berlin-Tegel baut sich nur langsam ab, und plötzlich leuchten alle roten Lampen entlang der Gepäckbänder auf. Kurz bevor wir an der Reihe sind, unsere mächtig schweren Koffer einzuchecken, geben Waage und Förderband ihren Geist auf. Welch ein Glück, denn dies spart einigen von uns Nachzahlungen in Höhe von 150 Euro.

Mit etwas Verspätung landen wir in Frankfurt. Hier steigt der letzte Teilnehmer der Fotoreise nach Irland, zusammen mit uns zum “last and final call”, ein. Nun sind wir komplett: Steffen, der Organisator der Reise; Andreas, der Drohnen-Flieger; Kareen, die immer lächelnde gute Seele; Anne, die Quirlige; Katrin, die HDR-Expertin mit Durchhaltevermögen bei Lanzeitbelichtungen; Stefan, der “Durchwurschtler”; Matthias, der Nikon-Experte und Weltenbummler; Christian, das Motiv-Talent … und ich.

Nach über 2-stündigem Flug kommen wir in Dublin an. Der Lufthansapilot Herr Hampelmann und seine Crew bedanken sich bei uns. Doch uns ist schon klar, dass es unsere Koffer nicht mit bis nach Dublin geschafft haben. Am Lost-and-Found-Schalter des Flughafens erklärt man sich schnell und unkompliziert bereit, uns unsere Koffer in die Pension Egans nachzusenden. Die Übergabe der Mietwagen läuft etwas holperig, da man am Flughafen Dublin nicht direkt zu den Mietwagen laufen kann, sondern erst von Sixt zu einem entlegenen Parkplatz transferiert werden muss. Dort angekommen nehmen wir die beiden Vans, mit denen wir das Land erkunden werden, in Augenschein und schauen uns etwas skeptisch den Kofferraum an. Mit unserem Gepäck ist echte Tetris-Spielerfahrung notwendig. Aber das kriegen wir schon hin.

Nachdem wir unsere Pension erreicht und die Zimmer belegt haben, treffen wir uns wenig später im Foyer. Hunger haben wir, und das nicht zu knapp! Schnell entschlossen fahren wir mit den Autos in die Innenstadt und finden uns wenig später in einer Pizzeria wieder, die – rückblickend auf den Rest der Reise – das günstigste und beste Essen anbot: Salat, Pizza und Wein für 9 Euro. Der Durchschnittspreis für diese Mahlzeit liegt in Irland sonst bei etwa 20 Euro. (Die vergleichsweise hohen Restaurantpreise sollte man bei einer Fahrt nach Irland unbedingt einplanen, da man sonst seine Reisekasse zu klein bemisst!)

Dublin selbst finde ich auf den ersten Blick nicht besonders spannend. Das mag aber vielleicht daran liegen, dass mich diese Stand unglaublich an Liverpool erinnert: Linksverkehr, Arbeitermentalität, Backsteinbauten, die bei näherer Betrachtung ziemlich heruntergekommen sind, verwinkelte Straßen, Tesco, die in England allgegenwärtige Supermarktkette, viele kleine “Lädchen”, bei deren Anblick ich mich frage, wie sie sich finanziell halten können, Fußgängerampeln mit Sekundenzeiger und gelber Lampe, und Bars an jeder Ecke.

[nggallery id=132]

Nach einem Spaziergang entlang Liffey, einem kleinen Fluss, der sich mitten durch die Stadt zieht, landen auch wir in einem dieser typisch irischen Pubs, innen mit Holzvertäfelungen, Werbeschildern aus Blech, Flachbildschirmen auf denen Sportsendungen laufen und traditionell aussehenden Wandbeleuchtungen ausgekleidet ist. An einem freien Tisch nehmen wir Platz, und ich trinke mein erstes Guinness. 1,25 Millionen Liter Guinness werden in Dublin täglich produziert, und werden von hier in die ganze Welt verschifft.

Zwar haben wir noch nicht fotografiert, aber wir sind angekommen, auf der grünen Insel im Atlantik.

Privacy Preference Center