Wir sitzen erneut, wie auf den letzten Tagen dieser Reise durch Irland, im Auto. Diesmal jedoch fahren wir auf der Autobahn von Doolin zurück nach Dublin. Urlaubs-Endzeit-Stimmung macht sich im Auto breit. Eines jedoch hatten wir auf unserem erlebnisreichen Trip nicht erlebt: eine Whiskeydistillerie. Das holten wir heute nach.

Genau in der Mitte zwischen Doolin und Dublin liegt die Stadt Tullamore. Gleich neben der Autobahn fahren wir ab, um das “Tullamore D.E.W. Heritage Center” zu besuchen.

Tullamore D.E.W. ist ein Whiskey, der 1829 in Tullamore erstmals hergestellt wurde und den Namen des Ortes Tullamore in Irland trägt. Der Namenszusatz “D.E.W.” sind die Initialen von Daniel Edmond Williams, der mit 14 Jahren eine Ausbildung zum Whiskey-Brennmeister gemacht hat, und maßgeblich zum Erfolg des Whiskeys beigetragen hat. Im Jahr 1862 fing Daniel Edmond Williams damit an, auf einige Flaschen seine Initialen zu schreiben. (Ich finde das ja sehr dreist!) Schließlich wurde der Namenszusatz tatsächlich in den Whiskeynamen aufgenommen. Ganz so erfolgreich kann Tullamore jedoch über die Jahre gewesen sein, denn 1959 wurde die Destillerie in Tullamore geschlossen und an eine Vereinigung von Whiskeyherstellern aus Schottland verkauft, zu der auch Glenfiddich gehört. Wer die Whiskeyabfüllung in der Realität sehen möchte, sollte eine Destillerie außerhalb von Tullamore besuchen. Denn in Tullamore selbst befindet sich nur das Marketingzentrum, jedoch nichts “Echtes”.

Mit all diesen Informationen wird der Besucher zugeschüttet. Im vollkommen neu gestalteten Museum werden wir mit allerlei Informationen versorgt. Jahreszahl um Jahreszahl werden uns um die Ohren gewirbelt. Glüht uns am Anfang noch der Kopf im Willen das Erzählte zu verarbeiten, ziehen im Verlauf der Besichtigung des Museums nach und nach alle die Reißleine und schalten sprichwörtlich auf Durchzug.

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Ein kleines Highlight der Führung ist die Verkostung von 3 Whiskeys. Weiß man über die Herstellung von Whiskey bescheid (ich habe darüber bereits berichtet), dann kann man die Unterschiede im Geschmack durchaus herausschmecken. Den vollmundigen Beschreibungen der Dame, die uns die Whiskeysorten jedoch näher bringen möchte, finde ich unglaublich überdreht und überschwänglich. Mit Sätzen wie: “vollmundig fruchtig nach Honig duftend und birnigem Kopfaroma, steigt der Pflaumenanteil beim schlussendlichen Abgang leicht in die Nase” treibt sie uns allen ein Lachen ins Gesicht. Nachdem Anne dann noch den ältesten und damit teuersten Whiskey der Verkostung zufällig aber schwungvoll auf der Jeans von Stefan “ausbreitet”, kann auch ich mir das Lachen nicht verkneifen. Anne’s Bemerkung: “Oh je. Ausgerechnet der GUTE!” legt an Situationskomik noch nach. Ich gerate in einen Lachflash, der bei der Dame von Tullamore zunächst für böse Blicke sorgt und schließlich in folgender Bemerkung endet: “Die Besucher am Ende dieses Tisches interessiert durchaus, wie Whiskey zu verkosten ist.” (mit bösem Blick weit nach hinten – hinter mich – deutend).

Ich reiße mich zusammen, kann aber dem Tullamore D.E.W. nicht so überschwängliche Eigenschaften zuordnen. Dennoch, und genau hier liegt das Erfolgsgeheimnis eines Besucherzentrums, kaufe ich eine kleine Flasche Tullamore. Irgendwie erscheint es mir richtig, mir einen Whiskey als Souvenir mit nachhause zu nehmen. Und – soviel habe ich gelernt – er ist 3-fach destilliert und schmeckt deshalb wohl sehr sanft.

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