Es ist kurz nach 6 Uhr am Morgen. Draußen ist es noch dunkel. Doch ich stehe hellwach in meinem Hotelzimmer. Guten Morgen, Jetlag. Was macht man um diese Uhrzeit, zu der es sogar in Florida noch dunkel ist? Kurz überlege ich, dann fällt mir der noch immer beleuchtete Pool des Avanti Resorts ein, der unmittelbar vor mir liegt. Kurzerhand schnappe ich mir eines der vielen Handtücher und laufe zum Pool, springe rein und drehe meine Runden. Angenehm ist das Wasser auf der Haut, aber bei 30 Grad Lufttemperatur alles andere als kalt. Der Hausmeister schaut mich misstrauisch an. So früh scheint hier sonst keiner in den Pool zu springen.

Mein Frühstück kommt in Plastikschalen und Plastikbesteck zu mir. Darin sind Pancakes, in die ich mich, tief in Ahornsirup getränkt, hineinsetzen könnte. Doch neben mir sitzt Amy vom Fremdenverkehrsamt Orlandos und informiert mich neben ein paar Rahmeninformationen zur Reise, die mir bevorsteht, auch darüber, dass momentan zwar Hurrican-Saison ist, die meisten Stürme aber stets in Form kurzer Gewitter vorüberziehen. In ihrem gesamten Leben kann sie sich nur an einen einzigen echten Sturm erinnern, der ihr das Blut in de Adern gefrieren lies. “Aber der ist schon lang her.”, versichert sie mir.

Frisch gestärkt starte ich in den Tag. Die “Island of Adventures” und die Universal Studios möchten besichtigt werden. Mit einem Expresspass ausgestattet, steht mir ein erlebnisreicher Tage bevor, mit dem ich an allen Warteschlangen dieser beiden Erlebnisparks vorbeilaufen kann.

Natürlich stürze ich mich zu allererst auf eine der Achterbahnen der “Island of Adventures”. Noch bin ich wach, denke ich, noch hält mein Körper die Kräfte aus, die hier auf mich wirken. Wenigen Minuten später sitze ich in der ersten Reihe des HULK. Alle Fahrgeschäfte sind nach bekannten Filmen benannt und setzen das Motto konsequent um. Grasgrün sind die Sitze, in denen ich innerhalb von wenigen Sekunden auf 180km/h beschleunigt werde. Kurve um Kurve werde ich heftig in den Sitz bedrückt, oder habe das Gefühl, in ihm zu schweben. Alles wirbelt um mich herum. Ich lache. Lache und reiße die Augen auf. “FLASH”, ein Foto kurz vor dem Ende der Achterbahn, wenige Sekunden später sehe ich es auf einem Bildschirm in der Nähe des Ausgangs. Besser ich zeige dies niemandem, denke ich mir und laufe vorbei.

Da die Sonne scheint, hole ich mir eine Erfrischung in einem der Splash-Rollercoster. “Achtung, es kann nass werden!”, steht auf den Hinweistafeln geschrieben. Festen Schrittes laufe ich daran vorbei und denke: Ach, die Amerikaner. Immer diese Hinweise überall. So schlimm wird’s schon nicht werden.

Wenige Minuten später sitze ich – nass von Kopf bis Fuß – in einer Nussschale von Sitz, mit einem breiten Grinsen im Gesicht schaut mich der Guide an, der das Floß zum Stehen bringt und mich aussteigen lässt. Er klatscht und jubelt mir zu. “Du hast’s geschafft!”, möchte er mir sagen, “Sei stolz auf Dich!”, vielleicht auch.

Nass ist nass, denke ich mir und stürze mich in die nächste ziemlich nasse Achterbahn, die einen Besuch wert ist: Jurassic Park heißt sie. In einem Boot sitzend, werde ich in Hollywood-Manier durch die Gehege der wild gewordenen Dinosaurier geschleust. Immer bedrohlicher wird es, und die Kulisse sieht so unglaublich real aus, als wäre ich am Drehort selbst. Über mir bricht ein T-Rex herein – mit offenem Maul und funkelnden Augen. Wenige Sekunden später tauche ich in ein Wasserbecken. Erneut werde ich von Kopf bis Fuß nass. Ich lache und jubele – diesmal für mich selbst.

Die Island of Adventures bietet noch viele weitere Attraktionen, die kaum aufgezählt werden können: Ich gehe mit Harry Potter durch Hogwarts, stehe am Gleis 9 ¾, sehe Sindbad zu, wie er das Böse besiegt, Poseidon, wie er die Meere rettet. Actiongeladen ist hier jede Attraktion. Feuer und Wasser gehören stets zusammen. Hier lässt man es krachen – buchstäblich.

Die Universal Studios, die ich am Nachmittag besuche, sind etwas anders: Der Fokus liegt hier auf den Filmen Hollywoods, die weltweit bekannt sind und bereits Millionen eingespielt haben. Doch auch hier gibt es eine Achterbahn: “Rock It!”, heißt sie. Auf einem Touch-Panel, das in meinen Haltebügel eingebaut ist, kann ich auf einer Playlist meinen Lieblingssong auswählen. Da die Achterbahn “Rock It!” heißt, entscheide ich mich für Limp Bizkit. Im 90-Grad-Winkel werde ich hochgezogen, ehe die Achterbahn auf der winzigen Spitze um 180 Grad senkrecht nach unten kippt. Ich halte den Atem an und krache erneut entlang der Schienen. Die G-Kräfte, die mich in den Sitz drücken oder aus ihm herausheben sind stärker als in Deutschland. Benommen steige ich aus, um die Erfahrung reicher, erneut eine Grenze ausgelotet zu haben.

Wirklich sehenswert ist das Fahrgeschäft von “Transformers”. Hier hängt ein komplettes Auto an einem Roboterarm, wie man ihn aus den Medien kennt: wie Roboter in der Automobilindustrie. In dem Auto sitzen acht Menschen und tragen 3D-Brillen. Der Roboter selbst ist auf Schienen gelagert und wirbelt uns ruckartig an riesigen IMAX-Leinwänden vorbei. Jede Bewegung im Video wird innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Roboterarm umgesetzt. Ich klammere mich an dem Haltebügel meines Sitzes fest. “Die sind verrückt. Total durchgeknallt!“ Es gibt keine entspanntes Dahingleiten. Rückartig werden wir rumgewirbelt, krachen gegen Helikopter oder hängen an Rohrleitungen fest, ehe wir in die Tiefe stürzen. Realität und die virtuelle Welt, in der ich gefangen bin, verschmelzen. Mein Kopf sagt: „Toll!” Mein Magen sagt: “Langsam reicht’s!” Ich bin froh, dass nach ein paar Minuten wieder sicherer Boden unter meinen Füßen ist. Erlebt hatte ich so etwas davor jedoch noch nie.