“Was erwartet mich im Disneyland Orlando?”, frage ich mich, während ich die Highways in meinem Tiguan von Alamo entlangfahre. Trickfilme? Comicfiguren? Hollywood? Ehe ich weiter darüber nachdenken kann, biege ich auf in Richtung Disney.

Doch mein Navi zeigt mir eine restliche Fahrzeit von 20 Minuten an, während ich das Empfangstor von Disney durchfahre. “Where dreams come true”, steht in großen Lettern über dem Bogen geschrieben. Fotografieren darf man diesen jedoch nicht. Und ehe ich so richtig begreife, was nun passiert, muss ich mich entscheiden, welchen der fünf Parkplätze ich ansteuern möchte. Ich entscheide mich für das “Magic Kingdom”. Mein Navi meint noch immer, dass ich weitere 15 Minuten bis dahin brauche.

Tatsächlich ist das Gelände von Disney so unbegreiflich groß, dass es schwer fällt, dies in Worte zu fassen. Knapp eine Stunde habe ich gebraucht, um den Erlebnispark zu betreten. Nun muss ich mich erneut entscheiden: Nehme ich die Monorail-Bahn, die rein elektrisch fährt? Betrete ich ein Boot, das mich, mit Schaufelrädern angetrieben, über die eigenen Seen zu den Erlebnisparks bringt, oder nehme ich einfach und pragmatisch den Bus? “Von dem Besucher werden ja viele Entscheidungen abverlangt, ehe er ankommt.”, denke ich noch, während eine sonore Stimme aus den Lautsprechern der Monorail-Bahn verkünden, dass man nicht in den Türbereichen stehen soll. Wenige Sekunden später beginnt die Fahrt auf dem 47 Kilometer langen Rundkurs der Monorail-Bahn.

Endlich. Endlich erreiche ich das Kingdom Castle, in dem Mickey Mouse und ihre Freunde wohnen. Donald, Goofy, Peter Pan und viele andere Comicfiguren begegnen mir in Form überdimensionaler Plüschfiguren. Kinder werden von ihren Eltern in Buggys durch die künstliche Welt der Trickfilmhelden geschoben, da die zurückzulegenden Strecken so unglaublich lang sind. Vor einigen Fahrgeschäften bilden sich ganze Trolley-Parks, da die Kinder nun doch mal einen Fuß vor den anderen setzen müssen, und nicht faul Eis-schleckend von ihren Eltern durch den Erlebnispark geschoben werden.

Bei 37 Grad Celsius und keinem einzigen Plätzchen Schatten schaue ich mir eine Aufführung der Trickfilmhelden vor dem Schloss Magic Kingdom an. Die Illusion wird perfekt inszeniert. Feuerwerk bei strahendem Sonnenschein: Das gibt’s nur in Disneyworld.

Völlig durchgeschwitzt begebe ich mich ins Disney-Theater. “Hier wohnt Mickey Mouse!”, wird mir mit verheißungsvollem Lächeln von einem der Parkangestellten verraten. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Wenn ich hier bin, dann brauche ich auch ein Foto mit der bekanntesten Trickfilmfigur der Welt.

Danach begebe ich mich auf die Monorail-Reise nach Epcot, dem zweiten Teil des Parks, den ich besichtigen möchte. Epcot konzentriert sich beinahe ausschließlich auf die Präsentation von Wissenschaft, Technik und Zukunft und ist somit etwas lebensnäher als das “Magic Kingdom”. Die Heerscharen an Eltern mit ihren quängeligen Kindern ist nun auch verschwunden, und ich beschließe mir im “Spaceship Earth” ein Fahrgeschäft anzusehen. Langsam wird man hier von der Steinzeit in die Gegenwart geführt. Die Inszenierungen sind computeranimiert und wirken unglaublich realistisch. Das Ende ist natürlich sehr amerikanisch: “Die Zukunft liegt in Deinen Händen. Gestalte sie.”, bekomme ich auf den Weg.

Etwas spannender kommt dann noch der TestTrack daher. Dieses Fahrgeschäft ist von Chevrolet gesponsert und soll veranschaulichen, wie Fahrzeuge entstehen, Verbrauchswerte kalkuliert werden, zukunftsfähige Antriebe funktionieren und der Fahrspaß dabei nicht verloren geht. Der Besucher designt sich an einem riesigen Flachbildschirm sein Wunschfahrzeug. Anschließend geht es in einen Fahrdummy, mit dem – durchaus realistisch – Ausweichmanöver mit ESP-Eingriffen, Vollbremsungen und Handlingskurse simuliert werden. Zum Ende geht es auf eine Highspeed-Teststrecke, bei der der Fahrdummy immerhin auf 140 km/h beschleunigt wird. Erkenntnis hier: Effizienz, Fahrdynamik und Design sind entscheidend dafür, dass ein Kunde ein Fahrzeug kauft. Gut. Wirklich weltbewegend ist diese Erkenntnis nicht. Aber immerhin: in Epcot scheint alles einen tieferen Sinn zu haben.

Mein letztes Fahrgeschäft ist dann schließlich “Mission:SPACE”, das von HP gesponsert ist. In einer winzigen Kabine mit holographischem Display wird man hier künstlich sämtlichen G-Kräften ausgesetzt, die ein Astronaut bei der Landung auf dem Mars erfährt. Da die Kabine geschlossen wird und durch die Bewegungen “oben” nicht mehr “oben” ist, geht meine Orientierung verloren, und mir wird etwas schwindelig. Natürlich schaffe ich es dennoch sicher, das Raumschiff auf dem Mars zu landen. Erkenntnis hier: Astronauten sind echt harte Jungs. Aber mit genügend Training kann man jede Grenze überwinden.

Mein Schwindelgefühl trinke ich mir im “Cool Club” weg. Hier trinke ich mich kostenfrei durch alle Geschmacksrichtungen der Coca Cola Getränke der ganzen Welt. Ganz besonders schmeckt mir übrigens eine japanische Variante der Sprite mit Wassermelonengeschmack. Die Amerikaner um mich herum mögen übrigens den Mezzomix am meisten. Geschmäcker sind dann doch verschieden.

Am Ende des Tages gehe ich mit vermischten Gefühlen aus der Disneyworld. “Muss man als Lesbe oder als Schwuler in Disneyworld gewesen sein?”, frage ich mich. Meine Antwort: Die ganz großen Fans von Disney, die ihr Bett mit Plüschtieren aus der Welt der Trickfilme dekorieren, finden in dem riesigen Areal der Disneyworld sicher ihre Ecke, die sie mögen. Alle anderen sollten sich gut überlegen, ob ihnen der Besuch 140 Euro wert ist, soviel kostet es nämlich, einen Tag in der perfekten Illusion unter der Sonne Floridas zu verbringen.