Ich sitze bei McDonalds am Fenster. Es ist ein grauer Tag am Münchner Flughafen, auf dem ich auf meine Kollegen, die aus den USA einfliegen, warte. Knappe zwei Stunden später treffen wir uns und laufen schnell hinüber zur Mietwagenstation, erhalten unsere Fahrzeugschlüssel und fahren aus dem Flughafengelände heraus. Ich fahre vornweg, da sich meine Kollegen in dem deutschen Verkehr sonst nur zögerlich bewegen würden und die lokalen Gepflogenheiten nicht kennen.

Ständig beobachte ich meine Kollegen im Rückspiegel meines eigenen Mietwagens. Sie fahren einen grauen Nissan Quashqai. Immer wenn ich beschleunige, werden sie in meinem Rückspiegel etwas kleiner, da alle Geschwindigkeiten über 120 km/h für sie gefühlt „zu schnell“ sind.

Dann jedoch stellen sie die Warnblinker ein und werden immer langsamer. Ich rufe Jeremy an, von dem ich weiß, dass er hinter dem Steuer des Quashai sitzt. Nach quälend langen Sekunden, in denen sie im dichten Verkehr auf der dreispurigen Autobahn immer weiter aus meinem Rückspiegel verschwinden, verbindet sich mein Handy schließlich mit seinem.

„Der Motor ist ausgefallen und springt nicht mehr an.“, sagt er. „Rollt auf den Standstreifen. Lasst den Warnblinker eingeschaltet. Ich komme schnellstmöglich zu euch.“ sage ich nur und mache mich auf den Weg zurück zu meinen Kollegen.

Quälende 10 Minuten später schließlich sitze ich selbst in diesem Nissan auf dem Standstreifen kurz hinter dem Münchner Flughafen und versuchte diesen einzuschalten. „Das ist ein Neuwagen. Keine 3000 Kilometer hat er runter. Das kann doch garnicht sein.“, sage ich zu mir selbst. Doch auch all mein Hintergrundwissen in der Automobilindustrie half mir nicht, diesen Japaner wieder zum Leben zu erwecken.

Misstrauisch fragte ich Jeremy, ob er weiß, wie man mit einem Schaltwagen fährt, ohne zu erwähnen, dass meine eigentliche Frage war, ob der den 1. Gang des Fahrzeugs bis auf 100km/h hochgezogen hat. „Ja klar weiß ich, wie man einen Handschalter fährt.“, sagte er nur. Damit war die Frage vom Tisch und jedes Zweifeln beendet.

Ein paar Telefonate später war ein Abschleppwagen auf dem Weg zu uns, und die Mietwagenfirma bereitete sich auf die Rückkehr von uns (glücklicherweise in meinem Mietwagen) vor, um Jeremy einen neuen Mietwagen auszuhändigen.

Es war erstaunlich: Einen solchen Motorschaden eines Fahrzeugs hatte ich noch nie erlebt, doch dieses Ereignis verlief erstaunlich reibungslos und zügig. Insgesamt war der ganze Zwischenfall nach einer guten Stunde erledigt. Zwar hatten wir viel Zeit verloren. Aber immerhin konnten wir unseren Tag nun wie geplant fortsetzen.