Vor kurzem erfuhr ich, dass sich ein ehemaliger Schul- und sogar Kindergartenfreund das Leben nahm. Er sprang vor einen Zug und war auf der Stelle tot. Warum? In dem Haus meiner Eltern wohnt eine 87. Jahre alte Frau. Sie ist geistig und körperlich weitestgehend fitt und hilft Menschen, die weit jünger sind als sie, dabei, ihre Finanzen zu ordnen. In selben Haus wohnt eine knapp 60ig-Jährige, die mit sich und ihrem Leben, vor allem aber mit der vielen Zeit, die sie hat, nicht viel anfangen kann. Sie zweifelt an sich selbst, schüttelt resigniert den Kopf, wenn sie die Nachrichten sieht und wartet im Grunde auf nichts.

Mit meiner Mutter diskutierte ich, wo der Grund für diese Einstellungen zum Leben liegen. Nach einiger Zeit fielen aus meinem Kopf drei Worte, die ich danach erstmal sorgfältig ordnen musste. Der Grund war, so schien es mir, der „Sinn des Lebens“.

Also fragte ich mich, was hinter dem „Sinn des Lebens“ steckte. Die schlüssigste Antwort darauf ist, dass es der Sinn des Lebens ist, zu leben. Diese Antwort erschien mir zu einfach dahergesagt, denn hinter jeder Frage nach dem Sinn von etwas; liegt ein Grund. So essen wir beispielsweise, um unserem Körper Energie zu geben. Wir arbeiten, um uns unsere Wohnung, die Kleidung und natürlich auch das Essen leisten zu können. Kaum einer käme auf die Frage nach dem Sinn des Essens auf die Antwort: Um des Essens willen. Also triftete ich etwas weiter ab und begab mich tief in die Aussagen von Philosophen hinein, um die Antwort zu finden. Nach einer kurzen Suche im Internet fand ich ein paar Zitate, die sehr alt sind und belegen, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens schon sehr alt sein muss:

Ein Volksspruch um 1500 sage:

Ich kam, weiß nicht woher,
Ich bin und weiß nicht wer,
Ich leb, weiß nicht wie lang,
Ich sterb und weiß nicht wann,
nIch fahr, weiß nicht wohin,
Mich wundert’s, dass ich so fröhlich bin.

Und selbst Kant, um den ich in meiner Schulzeit einen sehr sehr großen Bogen machte, stellte sich die Frage nach dem Sinn des Lebens und versuchte, mit den nachfolgenden Fragen eine Antwort darauf zu finden:

Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?

So. Und nun rauchte mein Kopf lichterloh. Mir wurde langsam klar, dass sich kein Tier, keine Pflanze diese Fragen stellte, sondern ausschließlich der Mensch selbst. So wie ich, in genau diesem Augenblick. Doch mir fiel auch ein, dass es keine generelle Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geben konnte, sondern jeder Mensch sich diese Frage selbst beantworten musste. Denn wenn wir alle dieselbe Antwort auf diese Frage hätten, hätten wir auch alle das selbe Ziel im Leben. Doch das kann unmöglich der Fall sein.

Also scheint der Sinn des Lebens darin zu bestehen, dass jeder für sich ein Ziel definiert, an das er gelang