An unserem letzten Tag in den USA wollten wir uns wieder fit machen für Deutschland. Außerdem wollten wir die Möglichkeit, mit unseren Fitness First Ausweisen weltweit trainieren zu können, austesten und suchten deshalb im Internet nach einer Niederlassung von Fitness First in Phoenix. Schnell wurde ich fündig und gab die Adresse in unser Navigationsgerät ein – mit überraschendem Ergebnis!

Nach einer etwa einstündigen Fahrt durch die schachbrettartig angeordneten Straßen Phoenix landeten wir in einem Wohngebiet außerhalb von Phoenix; einem nobleren Viertel mit geschwungenen Straßen, grünen Rasenflächen, noblen Autos uns Spielplätzen für die Kleinen. Schließlich vermeldete unser Navigationsgerät, dass wir am Ziel angelangt seien. Wir standen vor einem einstöckigen Holzhaus, das jeder Tornado weggefegt hätte, wäre er über Phoenix gezogen. Am Straßenrand stand ein Briefkasten, auf den die Adresse geschrieben stand. Es war einer jener Briefkästen mit roter Fahne, mit der der Postbote vermeldete, ob in der kleinen Blechrolle Post für den Empfänger enthalten war, oder nicht. Doch Blechrolle hin oder her: Ein Fitness First Fitnesscenter war hier nicht. Und die Adresse, die im Internet aufgeführt war, gab es in Phoenix kein zweites Mal. Die aufgeführte Adresse war also ein Fake.

Jan uns ich waren ziemlich verärgert über diese Erkenntnis. Über die – nunja – zwielichtigen Machenschaften des Managements von Fitness First konnte man in der Presse der vergangenen Jahre viel lesen. Doch wie weit Fitness First letztlich gehen würde, war uns nicht klar. Diese Grenze wurde wieder einen Schritt weiter gerückt, als wir es für möglich hielten.

[singlepic id=1606 w=320 h=240 float=left]Frustriert machten Jan und ich uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel. Wir nahmen uns vor, die Augen offenzuhalten und beim nächstbesten Fitnesscenter vorzufahren und eine Probestunde zu vereinbaren. Nach einer längeren Fahrt über die Highways um Phoenix herum fiel uns schließlich ein Golds Gym auf, das wir auch gleich betraten. Nach kurzem Gespräch am Empfang durften wir auch eintreten und wurden sofort Maria vorgestellt. Maria hatte die Aufgabe, uns das Fitnesscenter vorzustellen. Sie war übertrieben nett, mochte Deutschland natürlich (!!!), war auf seltsame Art oberflächlich, versuchte uns unmittelbar eine Jahresmitgliedschaft aufzudrängeln. Wir spielten die deutschen Austauschstudenten, die nur kurz im Land seien, aber fit bleiben wollten. Das glaubte sie uns und bot uns für 25 $/Monat einen, verglichen mit deutschen Mitgliedszahlungen, sehr günstigen Tarif an. (Etwa 17 Euro in den USA stehen 50 Euro in Berlin gegenüber. Die Geräte sind übrigens die gleichen.)

Nachdem die Formalitäten geklärt waren, schauten wir uns in der Industriehalle, die zum Fitnesscenter umgebaut war, um. Die Einrichtung war minimalistisch und nüchtern. Mit einem genauen Blick erkannte man, dass das Studio sehr dreckig war und einige Geräte in einem ziemlich schlechten Zustand waren. Die Mitglieder waren Pumper, so wie man sie aus zahlreichen US-Filmen kennt: steroid-getränkte Bodybuilder, die mit Selbstbräuner ihre Haut auf Kaffeebräune abdunkeln. Doch es gab auch eine Frau im Cardiobereich, die mit einem 5-Liter-Wasserkanister auf einem Stepper stand, und verschwitzt bis auf die letzte Pore und verkrampftem Gesichtsausdruck buchstäblich auf dem letzten Loch pfiff.

Jan und ich “spulten” unser Programm herunter und verließen das Golds Gym mit der ernüchternden Erkenntnis, dass Fitness First bescheißt und bei Golds Gym nicht alles Gold ist, was glänzt.