Wenn ich als Tourist die Welt bereise, bin ich in aller Regel sehr tolerant und passe mich dem Land, der Stadt oder der Religion des Landes entsprechend an. Ich tue dies, weil ich ein Besucher bin. Ein Fremder, der aus Neugier Neues sehen möchte.

Fast immer treffe ich dabei auf nette Menschen. Manche, wie auch die Berliner, sind schroff aber herzlich. Andere fangen sofort an, mir ihre halbe Lebensgeschichte zu erzählen. Und manche wirken sehr zurückhaltend und sachlich, sind aber immer freundlich, wenn ich Hilfe brauche.

In Doolin, diesem verschlafenen kleinen Ort bei den Cliffs of Moher, erlebte ich jedoch mal wieder das ganze Gegenteil. Und da ich es immer wieder hasse, abgezockt zu werden, kommt hier ein kurzer Bericht des Restaurants Gus O’Conners Pub in Doolin:

Wir betreten das Restaurant. In einer hinteren Ecke des Restaurants finden wir einen Tisch für 10 Personen. Wir freuen uns, alle an einem Tisch Platz nehmen zu können und warten geduldig auf die Bedienung. Doch es kommt keine. Hungrig geht einer von uns an den Tresen. Dort sagt man uns, dass wir unser Essen doch bitte am Tresen bestellen sollen. Etwas irritiert über diese Abwicklung tun wir dies.

Die dicke pummelige Angestellte hinter dem Tresen mit ihrer schnellen schroffen irischen Aussprache fackelt nicht lange und verlangt uns im Kommandoton ab, was wir essen möchten. Für einen kleinen Burger und Pommes zahle ich 16,59 Euro. Ich gebe keinen Cent Trinkgeld. Da sie mich nach meiner Tischnummer fragte, als ich die Bestellung abgab, steht der trockene Burger mit dem widerlich schmeckenden Hack innen drin auch schon auf dem Tisch, als ich zuückkomme.

Allen acht anderen Freunden der Irlandreise ergeht es so wie mir. Nur Katrin wird, ohne dass sie es im ersten Augenblick mitbekommt, von der schroffen, unhöflichen Frau hinter dem Tresen kräftig über den Tisch gezogen. Das jedoch merkt Katrin leider erst, als sie wieder am Tisch sitzt. Schnell ist uns allen klar, dass es kein leichtes Spiel werden würde, mit der Frau hinterm Tresen zu argumentieren, die einen Ton in der Stimme hatte, wie ein Soldat, der im Stechschritt marschiert.

Uns allen ist klar, dass die Irin hinter dem Tresen Katrin bewusst abgezockt hat. Umso mehr steigt in uns allen der Ärger darüber hoch, dass “man es mit Touristen ja machen kann”.

Zum Glück ist Andreas dabei. Als professioneller Weltenbummler hat er keine Mühe, die Frau hinterm Tresen so zu bearbeiten, dass sie sich vom Typ “SED-Grenzsoldatin” in eine “schusselige Strickliesel” verwandelt und sich für ihre Dreistigkeit entschuldigt.

Als wir das Restaurant schließlich verlassen, beschließen wir, hier nicht noch einmal essen zu gehen.

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