Auf dem Weg von Edinburgh nach Inverness, der Heimatstadt von Nessy, dem Ungeheuer von Loch Ness, machten wir Halt in einer der bekanntesten schottischen Whiskeydistillerien, der Glenfiddich Whiskey Distillery. Zwar hatte ich noch nie in meinem Leben Whiskey getrunken, jedoch machte mich der Aufwand rund um dieses bräunliche Getränk, das nur in kleinen Mengen genossen wird, neugierig.

Die Distillerie führt stündlich kostenlose Führungen durch die Produnktionshallen durch. Am Ende des Rundgangs findet eine Whiskeyverkostung statt, die ebenfalls kostenfrei ist. Man wird übrigens nicht gezwungen etwas zu kaufen. Aber immer der Reihe nach.

Whiskey besteht immer aus Gerste, Wasser und Hefe. Dieses Gemisch wird in riesigen Kesseln erhitzt, so dass die Hefe anfängt, den Zucker der Gerste aufzuspalten und Alkohol zu produzieren. Fängt das hellbraune milchige Gebräu an, Blasen zu werfen, unterbricht man die Wärmezufuhr und überlässt die Suppe sich selbst. Die Hefe arbeitet weiterhin und hält die Masse durch die Gährungsprozesse warm. Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist die Gärung abgeschlossen, und die milchig-trübe Flüssigkeit wird in Destillierkolben erhitzt. Bei Temperaturen unterhalb 100 Grad Celsius verdampft der Alkohol und wird in entsprechenden Vorrichtungen abgeschöpft. Dieser Alkohol ist ziemlich klar und schmeckt wohl hauptsächlich auch nach Alkohol. Den Destillierprozess wiederholt man noch zwei weitere Male, damit immer mehr Wasser abgespalten wird und am Ende nur noch Alkohol übrig bleibt. Soweit, so gut. Jetzt wird’s spannend:

Die Glenfiddich Distillery bezieht die 220 bzw. 280 Liter fassenden Whiskeyfässer, in die der Alkohol eingeleitet wird, aus Spanien und den USA. Dort wurden die Whiskeyfässer bereits zur Herstellung von Sherry (Spanien) oder Bourbon (USA) benutzt. Die gebrauchten Fässer verleihen dem Whiskey den Geschmack. Doch damit nicht genug: Die gelieferten Fässer kommen im auseinandergebauten Zustand an. Ein Fassbauer setzt die Fässer neu zusammen und brennt diese von Innen solange aus, bis die Innenseite des Fasses rußig schwarz ist. Das ist nach 2-3 Minuten über einer offenen Flamme der fall. (Diese rußig schwarze Innenseite fasst sich übrigens an wie Holzkohle!) In diese von innen total verkohlten Fässer wird nun der Alkohol eingeleitet, ein Korken draufgesteckt und schon geht so ein Fass für die nächsten 12 bis 18 Jahre in Lagerstätten der Glenfiddich Distillery.

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Nach 12 Jahren holt man einen Teil der Fässer aus den Lagerstätten macht sie auf und mischt sie miteinander. D.h. die Sherry-Fässer werden nun mit den Bourbon-Fässern zu ungleichen Teilen vermischt. Da der Alkoholgehalt viel zu hoch wäre, wird zum letzten Augenblick noch etwas Quellwasser hinzugefügt, bis die Prozente stimmen. Fertig ist der 12 Jahre alte Whiskey. Der Vorgang für die 15 und 18 Jahre alten Whiskeys ist exakt der selbe, nur dass die Fässer ein paar Jahre mehr lagern müssen.

Der Guide, der uns durch die Distillerie geführt hat, gab uns übrigens noch ein paar Informationen mit auf den Weg:

  1. Wer einen 12 Jahre alten Whiskey kauft und diesen 10 Jahre zuhause lagert, hat auch nach 10 Jahren noch einen 12 Jahre alten Whiskey, denn der Whiskey reift nicht mehr weiter.
  2. Alter Whiskey ist deshalb immer teurer als jüngerer Whiskey, weil durch die Holzwände der Weinfässer enorm viel Wasser verloren geht. Die zu verarbeitende Menge sinkt bei älteren Whiskeys also enorm. Das macht ihn teuer.
  3. Man sollte niemals guten Whiskey mit Cola mischen, weil man dann den Geschmack zerstört. Auch ist die aus Amerika kommende Sitte, Whiskey mit Eis zu genießen Blödsinn, weil durch das Eis die Geschmacksknospen in Mund und Rachen, die den Whiskeygeschmack wahrnehmen, durch das Eis betäubt werden.

Für jeden, der jetzt auf den Geschmack gekommen ist und nun in England Alkohol kaufen möchte, dem gebe ich auch noch einen Tipp: Schottischer Whiskey ist in Deutschland deutlich billiger als in Schottland selbst. Das liegt an der Besteuerung des Alkohols in Großbritannien. Wer also zugreifen will, sollte das in Deutschland tun.

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