In den letzten Tagen und sicher auch in den kommenden, kann man sich einem Thema momentan nicht entziehen: Dem Streik der Lokführer. Diese meinen, dass Ihnen ein Lohn von 2100 Euro für Ihre Arbeit nicht mehr ausreicht. Dies ist der einzige Grund, aus dem sie sich an Hartmut Mehdorn wenden und dreiste 30% mehr Gehalt fordern.

Sicher, Lokführer haben eine enorme Verantwortung, wenn sie oft hunderte Menschen hinter ihrer Lok herziehen. Wenn man jedoch genauer hinschaut, wird eine Lok heute überwiegend ferngesteuert, und z.B. ein ICE-Lokführer wird im Zweifel komplett durch eine Leitzentrale überstimmt und – wenn es notwendig sein sollte – ferngesteuert notgebremst. Die Hauptaufgabe eines ICE-Lokführers ist es momentan, den Zug zu beschleunigen, ihn abzubremsen sowie ab und zu die Türen auf- und zuzufahren. Und er muß noch etwas machen, und zwar im 10-Sekunden-Abstand: Er muss einen Knopf am Gashebel drücken. Mit diesem Knopfdruck bestätigt er dem Zug und der Leitzentrale, dass er noch nicht eingeschlafen ist.

Für mich ist die Verantwortung eines Lokführers ähnlich hoch wie die eines Busfahrers, oder einer Krankenschwester. Schaut man sich deren Bruttogehalt an und vergleicht dieses mit den Lokführern, kann man verstehen, warum Hartmut Mehdorn so hart bleibt:

  • Busfahrer: 1800 Euro/brutto
  • Krankenschwester: 1960 Euro/brutto
  • Lokführer (heute): 2100 Euro/brutto
  • Lokführer (zukünftig): 2800 Euro/brutto

Hat ein Lokführer also mehr Verantwortung als ein Busfahrer? Wenn ich mir die Busfahrer der Berliner Verkehrsbetriebe so anschaue, die sich allmorgendlich durch den Verkehrsdschungel Berlin kämpfen, kommt mir der Busfahrer-Job deutlich anstrengender und potentiell gefährlicher vor als der des Lokführers.

Und ganz nebenbei bemerkt finde ich eine Gehaltsforderung von 30% bei gleich bleibender Arbeitsbelastung mehr als überzogen. Verfolgt man die Medien, hat Hartmut Mehdorn den Streikenden Lokführern bereits eine Gehaltsanpassung von 10% angeboten. Diese wurde von der Lokführer-Gewerkschaft jedoch abgelehnt. Ich würde mich freuen, wenn ich, ohne mehr arbeiten zu müssen, plötzlich 10% mehr Gehalt bekommen würde. Wie man das Blatt auch dreht und wendet: So richtig verstehen kann ich den „Kampf der Lokführer“ nicht mehr.