Heute erzählte ich einem Freund von einem Erlebnis neulich in der Videothek um meine Ecke, das er so spannend und lustig fand, dass ich auch hier kurz darüber schreiben muss. Denn schließlich muss man sich ja nicht alles im Leben gefallen lassen.
Wie so oft stellte ich mit einem Blick in das Fernsehprogramm fest, dass im Grunde nichts interessantes lief. Also lag die Idee nahe, sich aus der Videothek einen Film auszuleihen uns sich einen gemütlichen DVD-Abend zu machen.
Die Videothek von nebenan ist eine von vielen in meinem Stadtteil. Doch im 2,50€ Ausleihgebühr ist sie die teuerste von allen, und auch die kleinste. Dennoch lande ich immer wieder in dieser Videothek, weil sie nur etwa 2-3 Gehminuten von meiner Wohnung entfernt liegt. Was ich schon immer wußte, und schon immer blöd fand, waren die Konditionen: Man bezahlt 2,50€ für die Nutzung des Videos bis zum nächsten Tag 19 Uhr.
Den Film lieh ich mir am Sonntag um 19:30 Uhr aus. Angesehen haben wir uns den Film dann am Sonntag abend. Am Montag kam ich erst spät von der Arbeit nachhause und stellte kurz nach 19 Uhr fest, dass ich das Video noch zurückbringen muss. Also schnappte ich mir das Teil und lief zur Videothek. Etwas verspätet, 19:18 Uhr lag die ausgeliehene DVD dann auf dem Tisch der Videothek. 18 Minuten zu spät.
Auf dem Weg zur Videothek dachte ich noch: Soll sich der Typ hinter der Theke mal nicht so anstellen. Die kleinste Videothek mit dem teuersten Tarif wird doch wohl etwas kulant sein. Innerlich stellte ich mich schon darauf ein, dass es einen belehrenden Spruch geben würde. Doch der Typ hinter der Theke las den Strichcode der DVD ein, schaute auf seinen Monitor und schaute mich mitleidig lächelnd an und meinte ganz trocken und mit einem Grinsen im Gesicht zu mir: „Tut mir echt leid. Das macht dann 2,50 €.“
Ich meinte nur: „Für 18 Minuten zu spät?“
Er: „Ja, das ist unser Tarif.“ (Noch immer mit dem mitleidigen Grinsen im Gesicht.)
Naja. Ich zahlte die 2,50€ nach, für einen Film, den es auf den Wühltischen im Elektronikmarkt sicher für 2,99 € gibt, fragte ihn aber höflich: „Haben Sie mal eine Schere?“
Er griff unter die Theke und reichte mir seine Schere.
Ich griff in meine Geldbörse, holte den Mitgliedsausweis heraus und meinte (mit genau dem gleichen mitleidigen Tonfall, den er gerade noch im Gesicht hatte): „Also, MIR tut es nicht leid.“
Und zerschnitt meine Mitgliedskarte auf der Theke der Videothek.
Im Gesicht des Typen sah ich, dass er mit einer solchen Aktion wohl nicht gerechnet hatte. Die schlagfertigen und überheblichen Antworten, die er seinen Kunden sonst auf die Nase drückt, versagten plötzlich vollkommen. Stattdessen schaute ich in ein sichtlich erschüttertes Gesicht. Innerlich war ich total aufgeregt, doch äußerlich versuchte ich cool zu sein.
Vielleicht hat man mir die Nervosität auch angesehen. Vielleicht hat der Typ hinter der Theke auch gedacht: Was für ein arroganter Schnösel. Wenn der Typ aber nur eine Sekunde daran gedacht hat, dass eine Ausleihgebühr von 5 Euro für 24 Stunden und 18 Minuten vielleicht etwas zu viel ist, dann habe ich mein Ziel auch schon erreicht.
Wenn mich nun jemand fragt, welche Videothek im Prenzlauer Berg, mitten in Berlin, er meiden soll, dann fällt mir sicher eine ein: die, die nur 2-3 Gehminuten von meiner Haustür entfernt ist. Denn schließlich muss man nicht jeden Scheisss mitmachen.
Sorry für die klaren Worte, aber das musste jetzt sein.