Ich fahre entlang gut preparierter Landstraßen durch kurvige Berge. Die Vegetation links und rechts neben der Straße ändert sich kontinuierlich. Nicht zu lange darf ich meinen Blick von der Straße ablenken, auf der ich fahre, denn ich bin inmitten der Las Cañadas, einem Vulkangebiet auf Teneriffa.

Echsen kletten mühelos durch die schroffen porösen Lavasteine, die kilometerweit zu sehen sind. Unwirklich wirkt das. Der Mensch ist dazu verdammt, auf gut präparierten Wegen zu laufen, weil er sonst keinen einzigen Meter vorwärts käme, ohne sich alle Knochen auf einmal zu brechen. Die Straßen, die durch die Lavamassive des Pico del Teide führen, sind gut präpariert, denn der mit 3718 Metern höchste Vulkan Spaniens war lange Zeit aktiv und dient der Insel heute als Geldquelle für Touristen. Dass der Teide auch heute noch als aktiv gilt und vor gut 100 Jahren (im Jahr 1909) zum letzten Mal Lava spuckte, will man fast schon verdrängen, wenn man auf den Lavabächen steht. Eine bizarre Vorstellung, dass alles unter einem wegbrennen würde, wäre die Lava noch so heiß, wie sie einst aus dem Krater des Vulkans schoss.

[nggallery id=60]

In die Lavalandschaft Las Cañadas hinein und aus ihr hinaus zu fahren, ist jedoch ein Erlebnis – auch mit einem gnadenlos untermotorisiertem Opel Corsa, den wir nun schon zum zweiten Mal haben. Die Fahrt ins Lavagebiet beginnt auf Teneriffa meist auf Meereshöhe bei angenehmen 25°C. Ich durchfahre karge Landschaften, wenn ich von den künstlich am Wegesrand gepflanzten Palmen absehe. Je höher ich in die Lavalandschaft hinein fahre, desto grüner wird die Landschaft, die mich umgibt. Die Teneriffen bauen hier Wein an. Auf dem Weg fahre ich auf kurvigen Serpentienen durch dicke Wolken, die so nass sind, dass ich ganz klamm werde, steige ich kurz aus, um den dichten Nebel genauer zu beobachten.

Je höher ich fahre, desto seltener sehe ich Laubbäume. Kiefern beherrschen nun das Bild. Büsche und Bodenpflanzen gibt es auch keine mehr. Doch auch diese „reduzierte Vegetation“ hört mit zunehmendem Höhengewinn mit einem Schlag auf, und ich durchfahre eine Mondlandschaft, die einzig und allein aus vulkanischen Gesteinen besteht. Mal sind die Steine schroff und felsig, mal porös und fließend. Die Farben wechseln von tiefem schwarz, über rötliche Töne bis hin in hellgraue Felsen, wie man sie aus Deutschland kennt.

Eine sehr schöne Zeitraffer-Aufnahme, die ich im Internet gefunden habe, veranschaulicht diese Fahrt durch die Vegetationszonen sehr schön:

[youtube 7j5dd2E2KS8]

Wer es etwas langsamer und beschaulicher haben will, der kommt mit diesem Video natürlich auch auf seine Kosten:

[youtube Mdup8-B2qwc]

Der Teide kommt schließlich immer näher, bis man an die Teleférico del Teide kommt, die den Touristen – so er es möchte – innerhalb von 8 Minuten in einer Seilbahngondel auf eine Höhe von 3555 Metern befördert. Von dort aus kann man um den Krater, der knapp 200 Meter höher liegt, herumwandern. Um bis ganz nach oben zu gelangen, braucht man nicht nur ein Seilbahnticket für 25 Euro pro Person sondern auch eine Genehmigung der Parkverwaltung. Da ich bereits 1997 und 2007 auf dem Teide war, habe ich mir den Besuch in diesem Jahr gespart, auch wenn der Ausblick, den man dort heute gehabt hätte, sicher toll gewesen wäre.