Zagreb

Der Flughafen von Zagreb ist ziemlich klein. Das Terminal ist überschaubar. Doch das hält die sehr strengen Zollbeamten nicht davon ab, meinen Reisepass intensiv zu begutachten. Ich wundere mich, denn immerhin gehört Kroatien zur Europäischen Union, und würde ich in einem Auto die Grenze überqueren, würden mich bestimmt weit weniger strenge Blicke beobachten als hier, am Flughafen in Zagreb.

Hinter dem Terminal warten bereits meine Kollegen auf mich, denn wir haben eine Reise quer durch Europa vor uns. Doch bevor wir am nächsten Morgen Zagreb verlassen, fahren wir schnell in Richtung Innenstadt, denn das WM-Spiel Deutschland-Spanien steht an, und die Medien rechnen sich große Chancen auf den Sieg aus. Ich blicke aus dem Fenster und sehe ziemlich heruntergewohnte Hochhäuser, an denen allerlei Zeug herabhängt. Wir fahren über komplett rekonstruierte Brücken, die nach dem Kroatienkrieg 1991 sicher neu erbaut werden mussten. Doch einmal in der Innenstadt angekommen, sieht man dieser Stadt kaum mehr an, dass sich dieses Land in einem Jahre andauernden Krieg befunden hat.

[singlepic id=808 w=320 h=240 float=right]Ich wohne in einem der angesagten Hotels der Stadt. Ein Hochhaus. Vom zwölften Stock aus blicke ich über den gesamten Süden der Stadt. Nach dem WM-Halbfinale, das Deutschland leider verloren hat, kehre ich in mein Hotelzimmer zurück. Es ist bereits dunkel. Ich blicke erneut über die Skyline und sehe nun doch einen Unterschied zu westeuropäischen Städten: Die Beleuchtung der Straßen und Gebäude ist extrem spärlich und funktional. Hier scheint es keine Prachtbauten zu geben, die man bei Nacht künstlich anstrahlt, um sie hervorzuheben. Die Stadt wirkt dunkel. Und irgendwie wirkt sie so, als hätte sie einiges nachzuholen.

Nizza

Über einen wenig spektakulären Aufenthalt in Girona am folgenden Tag, machten wir schließlich in Nizza halt. Die Sonne ging langsam über dem Horizont unter. Wie viele andere Franzosen und Touristen auch, zog es uns an die Strandstraße, um den Sonnenuntergang zu sehen, und am Leben der Einheimischen teilzuhaben. Durch Zufall fand ein Musikfestival in der Stadt statt. Bühnen auf Rädern wurden an die Strandstraße gefahren und dort abgestellt. Nachwuchsbands aller Musikrichtungen bauten sich auf diesen Bühnen, die sogar eine ausgefeilte Lichttechnik und Nebelanlagen hatten, auf. Und während die Sonne langsam im Meer versank, gaben Rockröhren, die Tina Turner oder Joe Cocker das Wasser reichen konnten, alles, um das vorbeiziehende Publikum zu begeistern.

[singlepic id=816 w=320 h=240 float=right]Uns jedoch plagte schon seit Stunden der Hunger. Wir suchten etwas, das jedem schmeckt und landeten in einer Pizzeria. Schnell war der Belag ausgesucht. Groß sollte die Pizza sein. Größer. Gigantes! Das passte! Vier Pizzen für acht hungrige Mäuler.

Mit Pizzakartons, die so groß waren wie Autoreifen, verließen wir die Pizzeria und gingen zurück zum Strand. Nachdem wir eine Parkbank entdeckt hatten, machten wir uns breit. Wir fielen über die riesigen Pizzen her, wie hungrige Löwen über ihre Beute. Wir stopften die leckere Pizza in uns rein, bis der Magen platzte und die Hände fettverschmiert waren. Irgendwann konnten wir nicht mehr. Doch wir hatten falsch kalkuliert. Eine ganze Pizza Gigantes war übrig geblieben – eine Pizza mit einem Durchmesser von mindestens sechzig Zentimetern.

Als wir schließlich ein paar Müllmänner sahen, entschlossen wir uns, ihnen die noch warme Pizza mit den unberührten Stücken zu geben. Mit Händen und Füßen erklärten wir ihnen, dass uns fast der Bauch platzte, wir zu viel Pizza gekauft hatten, und ihnen die Reste schenken wollten. Dankend nahmen sie an. Eine gute Tat – in Nizza.

Auf dem Weg zurück zum Hotel an der Kirche Notre Dame merkten wir, dass das Leben in Nizza erst bei untergehender Sonne anzufangen scheint. Tausende Einheimische und Touristen tummelten sich auf den vielen Straßen und Plätzen der Stadt und belagerten die kunstvoll angeleuchteten Gebäude und Brunnen. Verglichen mit Zagreb, war Nizza ein echtes Kontrastprogramm.

An den folgenden Tagen arbeiteten wir an einem Sonntag nur kurz. Nach sieben Tagen Tour durch Europa, war ein Zwischenstopp an einer der wunderbaren Strände entlang der Costa Brava sicher erlaubt. Wir sonnten unsere blassen Oberkörper ein paar Stunden in der Sonne, ehe wir uns in Richtung Barcelona aufmachten. Es war Sonntag, der Tag des WM-Finals.

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Pau

Nach dem einmaligen Erlebnis, den Sieg der Spanier bei der Fussballweltmeisterschaft 2010 in der tollsten Stadt Spaniens erlebt haben zu dürfen, machten wir uns auf den Weg zurück in die Heimat. Über die kurvigen Straßen der Pyrenäen schlängelten wir uns, wie die Fahrradfahrer der zeitgleich stattfindenden Tour de France. Wir fuhren den – wahrscheinlich gedopten – Athleten um eine Woche voraus. Viele Hinweisschilder am Straßenrand machten uns darauf aufmerksam, dass Pau eine Zwischenstation der Athleten sein würde. So verwunderte es uns auch nicht, dass der Hotelparkplatz mit allerlei Fahrzeugen der „Tour de France“-Teams zugeparkt war. Schade eigentlich, dass die Fahrradfahrer der vergangenen beiden Saisons diesen Sport durch ihre Dopinggeschichten komplett kaputt gemacht haben. Denn die Landschaft, durch die die Athleten fahren würden, war wirklich schön.

Von der Stadt Pau gibt es jedoch kaum etwas zu berichten. Wir sind gegen 20 Uhr in dieser Stadt angekommen. Zu dieser Uhrzeit waren die Bürgersteige so hochgeklappt, dass wir uns fragten, ob in dieser Stadt überhaupt Menschen wohnen. Denn auch auf den Straßen haben wir keine einzige Menschenseele gesehen. Beinahe schon gespenstisch wirkte es, als wir durch die Stadt liefen und noch nicht einmal Vogelgezwitscher oder einen laufenden Fernseher hörten.

Am Tag darauf packte ich meine Sachen, lies mich von einem unfreundlichen Franzosen zum Flughafen fahren und beendete meine Tour. Für meine Kollegen ging es über Bordeaux und Brüssel zurück nach Berlin. Schade eigentlich, dass ich nicht dabei war.

Doch immerhin. Einige Erlebnisse hatte ich im Gepäck, die ich auf einer Reise durch Europa sammeln konnte.