Ich sitze im Taxi auf dem Weg zum Flughafen Tegel (Berlin). Bepackt mit zwei großen Koffern, einem Rucksack und einer Fototasche mache ich mich auf den Weg nach Japan mit einem Zwischenstopp in Kopenhagen. In nur einem der beiden Koffern befindet sich meine Kleidung. Der andere Koffer enthält Messtechnik, die ich am anderen Ende der Welt in ein Fahrzeug einbaue, um ein System zu testen, das es dort noch garnicht gibt. Liebevoll nenne ich den Koffer bei meinen Arbeitskollegen immer den „Bombenkoffer“, da er hochstabil gebaut und wasserdicht ist. Sogar luftdicht ist der Koffer, wenn man ein Ventil an der Außenseite schließt. Er wiegt 16 Kilo.

Nachdem ich die beiden Koffer abgegeben habe und froh bin, diese erst in Japan wieder in Empfang zu nehmen, steige ich in ein Flugzeug zum Flughafen Kopenhagen (CPH). Ich fliege heute nicht weiter, sondern muss aus Kosteneinsparungsgründen eine Nacht in Kopenhagen am Flughafen verbringen. Immerhin nehme ich in der Business-Class des A320 platz. Auch wenn der Flug nur 45 Minuten dauert, werde ich mit einer Mahlzeit (Entenbrust und Krabben) versorgt. Als mich der Steward fragt, was ich denn trinken möchte, lies ich mir, angeregt von der Bestellung meines Sitznachbarn, einen Weißwein geben. Höflich aber bestimmt fragt er mich: „Sind Sie denn alt genug?“. Mit dieser Frage rechnete ich nicht und würdigte ihn für einen kurzen Augenblick mit einem sehr konfusen Gesichtsausdruck. Wenn man 30 Jahre alt ist, möchte man soetwas eigentlich nicht mehr gefragt werden. Geschmeichelt hat es mir dennoch. Und nachdem ich die Frage mit: „Aber klar!“, beantwortet hatte, erhielt ich ihn auch – den Wein.

Das Hotel, in dem ich einchecke, liegt direkt neben dem Terminal der internationalen Flüge in Kopenhagen. Hier fliegen die Flugzeuge nicht nur in die ganze Welt. Von hier aus startet auch die unbemannte Metro in Richtung Innenstadt von Kopenhagen. Da es aber schon 19 Uhr ist, und meine Kollegen in drei Stunden ebenfalls in diesem Hotel ankommen, entschließe ich mich, die Zeit im Hotel zu verbringen.

Die Dame am Checkin erfüllt mir den Wunsch nach einem Zimmer mit Blick auf den Flughafen, fragt mit dann jedoch auch mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ob ich denn einen Euro für krebskranke Kinder von Dänemark spenden möchte. Ich kann nicht anders. Ich sagte: „Ja. Natürlich.“. Mit so einer Konfrontation  rechnete ich nicht und war dementsprechend auch „überrollt“. Denn ich dachte: Wie kann man in ein Hotel, das 130 Euro pro Nacht kostet, einchecken und keinen einzigen Euro für krebskranke Kinder haben? „Eine Masche, die zieht.“, dachte ich etwas später. Ein bisschen ärgerte ich mich. Aber nur ein bisschen.

Das Hilton Airport Hotel in Kopenhagen ist nicht nur sehr groß, sondern darüber hinaus sehr luxuriös. Trotz des übergroßen Flachbildschirmes an der Wand und dem Blick auf die Start- und Landebahnen und das imposante Dröhnen der Triebwerke startender und landender Flugzeuge wünsche ich mir, noch in Berlin zu sein. Das Letzte, was ich wollte, war an einem Sonntagabend in einem anonymen Flughafenhotel abzusteigen. Doch so ist das nun einmal, wenn der Chef Geld sparen möchte. Ich weiß: Das ist Jammern auf hohem Niveau. Also lasse ich das lieber.

Als am Abend meine Kollegen eintreffen, wir ein Bier in der Lobby trinken, und die Karten von Japan und Südkorea vor uns ausbreiten, wird allen klar, dass es nun losgehen kann. Das Abenteuer Asien, das wir in den letzten drei Monaten so gut wie nur möglich durchgeplant hatten.