Hätte mir vor einigen Wochen jemand gesagt, wie aufwendig und anstrengend ein Umzug ist, ich wäre wahrscheinlich in Dresden geblieben. Doch dazu kam es nicht. Nun befinde ich mich mitten in meinem Umzug von Dresden nach Berlin.

Ich fühle mich fast wie vor fünf Jahren, als ich mit Rucksack und Koffer nach Dresden kam. Niemand konnte mir sagen, wie lange ich dort bleiben würde. Keiner wusste, was mich mit dem Studium der Elektrotechnik alles erwarten würde. Doch ich habe es geschafft. Angekommen am Ende meines Studiums, die Zielgerade fest im Blick, gehe ich nun nach Berlin, um dort meine Diplomarbeit zu schreiben. Der Weg bis hier hin war oft steinig und oft habe ich überlegt, ob ich vielleicht umkehre. Vieles erschien mir zu gross und gewaltig. Aber ehrfürchtig und mit einer ordentlichen Portion Mut habe ich mich durchgeschlagen. Vieler meiner Kommilitonen in Dresden haben den Punkt, an dem ich mich heute befinde, nie geschafft. Viele sind umgekehrt und haben ihr Glück woanders gesucht. Einigen wurde der Weg in eine andere Richtung gezeigt. Einige freuten sich darüber. Für andere brach eine Welt zusammen. Doch jetzt bin ich hier, Mitten in Berlin.

Vor einer Woche packte ich meine Sachen in Dresden. Es ist schon seltsam, wenn man aus seiner ersten eigenen Wohnung auszieht und sein komplettes Leben in Umzugskisten verstaut. So ein Umzug ist wie ein Puzzle. Das komplette Leben das man sich aufgebaut hat, die heile Welt in den eigenen vier Wänden, reisst man ein, um sie an einem anderen Ort wieder aufzubauen. Es ist schwierig, die Übersicht zu behalten, was sich in welchen Kisten befindet. Und auf einmal steht man vor den ganzen Kisten und ist erstaunt, dass das eigene Leben in 20-30 Umzugskartons passt.

An dem Wochenende, an dem ich in Dresden meine Zelte abriss, überkamen mich manchmal ganz seltsame Momente. Meinem Freund, der mit nach Dresden gekommen war, erzählte ich an unterschiedlichen Stellen in Dresden, was ich hier und da erlebt hatte. Und plötzlich entdeckte ich, wie viele Erinnerungen ich mit Dresden verbinde.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich durch Dresden erst zu dem Menschen geworden bin, der ich heute bin. Der Entschluss vor fünf Jahren nach Dresden zu gehen, war der beste, den ich gefällt habe. Ich fand Freunde, auf die ich mich blind verlassen konnte. Ich feierte Partys, wie nur Studenten sie feiern. Die Partys, über die man sich am nächsten Tag ärgert, hingegangen zu sein während man eine Kopfschmerztablette schluckt.
Ich lernte, zwischen Bekannten und Freunden zu unterscheiden. Im Laufe der Jahre entdeckte ich mich selbst, wer ich bin, was ich wollte und was ich im Leben alles erreichen möchte.

Meine Mutter meint, dass die erste eigene Wohnung immer etwas Besonderes ist und für immer bleiben wird. Doch es ist nicht nur die Wohnung, es sind fünf Jahre Dresden. Danke an dieser Stelle all denen, die ich in Dresden lasse. Ich weiss, dass zu vielen der Kontakt einschlafen wird. Doch es gibt einige, die ich aus meinem Freundeskreis einfach nicht streichen möchte. Ich werde mir mühe geben, dass ich wenigstens diese Freundschaften erhalten kann.