Es gibt Tage, an denen wuselt man durch ganz Dresden und erledigt Dinge, die erledigt werden müssen. Sitzt man spät am Abend aber vor dem Rechner und überlegt, was man geschafft hat, kommt man sehr schnell zu der ernüchternden Erkenntnis, eigentlich doch nichts geschafft zu haben. Doch woran liegt das? Mein Studium ist mittlerweile zu einem halben Bürojob geworden: Protokolle hier, Druckaufträge da, Bücher aus der Bibliothek im Regal, Termine und Rechnungen auf dem Tisch.

All diese Dinge schauen mich immer an, als wollen sie JETZT und SOFORT erledigt werden. Doch immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich sie von der einen Ecke in die andere schiebe. So rede ich mir ein, eine Art Wichtigkeits-Liste herzustellen. Ich will mich nicht verzetteln. Doch im Grunde erreiche ich damit genau das. Akten über Akten türmen sich in meinem Zimmer. Man könnte fast denken, ich würde auf einen Guinness-Eintrag für hohe Aktenstapel trainieren. Aber nein, ich in im 8. Semester Elektrotechnik und habe wie immer viel zutun.

Ist man mal nicht mit dem Studium beschäftigt, sitze ich meistens vor dem Rechner und chatte mit netten Leuten, die ich dort kennen lerne oder auch schon längst kenne. Ganz nebenbei läuft der Fernseher, der schon längst nicht mehr die Aufmerksamkeit von mir bekommt wie vor ein paar Wochen. Warum auch? Wo doch die scheinbaren und wirklichen Freunde über das Internet und ICQ ganz nah erscheinen.

Manche Menschen aus den Chats kennt man aber auch nicht so gut. Trotzdem hat man ihnen im Laufe der Zeit einige private Dinge erzählt. Umso mehr ist man erstaunt, wie gut sich manche Menschen diese Dinge merken können. Wenn ich ehrlich sein soll: Manchmal schreibe ich mir Nickname und Realname schon auf Post-It´s und klebe sie an meinen Monitor. Viel zu peinlich wäre es, ein zweites Mal nach den wahren Namen hinter den Fantasienamen zu fragen. Denn dann merkt das Gegenüber ja gleich, wie stark man sich für ihn interessiert, oder auch nicht.

Überrascht war ich dann also heute, als mir einer dieser Chat-Bekanntschaften dann plötzlich vollkommen wirren Tratsch aus Dresden präsentierte, in dem ich scheinbar eine Rolle spielte. Unglücklicherweise lief genau zum selben Zeitpunkt „Sex in the City“. Doch wegen der unangenehmen Gerüchte entschloss ich mich genau diese erstmal aus der Welt zu schaffen. Zum Glück schaffte ich das auch. Es wäre ja auch schlimm, wenn ich das nicht geschafft hätte. Interessanterweise fand ich dann auch gleich noch heraus, aus welche Ecke die Gerüchte kamen und erkannte sehr schnell: hier war einer am Werk, der anderen nur Böses will und sich selbst einen Spaß draus macht.

Manchmal ist es für mich schwer zu verstehen, warum Menschen so etwas machen? Warum haben andere Menschen Spaß auf Kosten anderer? Dieses Prinzip ist nicht neu. Ganz im Gegenteil: Stefan Raab auf Pro7 hat es schon zu einer Art Perfektion getrieben: Schadenfreude im Abendprogramm … und tausende Menschen schalten wieder ein wenn es heißt: Lacht Euch tot über die Pannen der Promis.

Viele Freunde in meinem Bekanntenkreis sagten mir sc­­­­hon vor Jahren, dass sie sich Stefan Raabs Sendung nicht mehr anschauen. Warum auch? Gibt es nicht viel bessere Comdey im Abendprogramm?

Warum auch immer dieser Mensch Gerüchte über mich verbreitete: Gerüchte über ihn gibt es jedenfalls in rauen Mengen. Kein einziges davon habe ich gesponnen. Doch man braucht nur seinen Namen laut auszusprechen und schon bekommt man sehr eindeutige Kommentare über ihn an den Kopf geworfen. Er selbst lebt nach dem Prinzip: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt´s sich völlig ungeniert. Doch Leider zieht er durch seine Lebensweise immer wieder Menschen in Verruf, die nicht in die Ecke gehören und dort auch keinesfalls dort eingeordnet werden sollten.

Wie auch immer er das sehen mag. Bisher war Bescheidenheit und Ehrlichkeit viel größere Herausforderungen an den Charakter als ein rücksichtsloses Leben in Saus und Braus.

Gute Nacht Dresden­