Der Sommer, der eigentlich keiner war, ist schon längst vorbei. Morgens wird es immer kälter. Die letzten warmen Tage vergehen fast ohne mich. Früh am Morgen gehe ich zur Arbeit, abends komme ich zurück in meine Wohnung. Schade, ich hätte gern ein paar Sonnenstrahlen eingefangen, bevor der kalte Herbst anfängt. In dem Innenhof des Hauses, in dem ich wohne steht ein Baum, der immer mehr Blätter verliert. Da ich hier einen Hausmeisterjob habe und deshalb das Laub zusammenfegen muss, beschäftigt mich dieser Baum jede Woche aufs Neue. Und bin ich endlich fertig mit den Laub-Bergen, schaue ich misstrauisch von unten in den Baum hinein und sehe noch jede Menge Arbeit auf mich kommen. Warum können die Blätter nicht alle gleichzeitig nach unten fallen?
Mit einem Kollegen unterhielt ich mich gestern über die Mentalität der Berliner. Als ich ihm davon erzählte, dass diese Stadt zwar gross, aber dennoch sehr unpersönlich ist, nickte er mir zu: „Genau. Das ist Berlin.“.
Manche Mitbewohner meines Hauses sehe ich manchmal im Treppenhaus. Anfangs stellte ich mich noch vor. Eine Frau, die auf derselben Etage wohnt wie ich, schaute mich nur verwundert an. Erlebt hat sie so etwas scheinbar noch nie. Etwas verunsichert sagte sie mir: „In diesem Haus kennt niemand den anderen.“. Ja, in Berlin leben sehr viele Menschen aneinander vorbei.
Nach über einem Monat Berlin habe ich einige Menschen kennen gelernt. Manche wollen mich unbedingt wieder sehen, doch ich habe kein wirkliches Interesse daran. Ein Freund sagte mir gestern im Chat, ich soll meine Gefühle direkter äussern. Er kennt mich gut, obwohl wir uns noch nie gesehen haben, weiss er, wie es in mir aussieht.
Lese ich mir die letzten Zeilen durch, merke ich: Der Herbst hat mich im Griff. Die Achterbahn, von der ich vor einigen Tagen noch geschrieben habe, hält trotzdem nicht an. Vielleicht fahre ich gerade durch ein paar ruhige Kurven. Doch angehalten hat sie noch lange nicht.