Eine Wohnung in Berlin zu suchen kann ganzschön anstrengend sein. Das hätte ich vor ein paar Wochen noch nicht gedacht. Doch nachdem wir in den letzten Wochen nun schon in so viele Berliner Löcher geschaut haben und entsetzt über den Zustand der Wohnung oder entsetzt über die Dreistheit der Wohnungsbesitzer durch Berlin gezogen sind, fangen wir an, zu zweifeln, ob wir unsere perfekte Wohnung noch finden werden.
Da gibt es dumme Immobilienmakler, die von uns Maklerprovision haben wollen, jedoch keinen Finger krumm machen möchten. Da gibt es Mieter, die ihre Wohnung loswerden möchten und dabei schamlos ausnutzen, dass die Wohnung, die sie haben, sehr begehrt ist, und dann gibt es schließlich noch die Wohnungen, auf die sich 30 bis 40 Interessenten melden. Am Mittwoch hatten wir noch gedacht, wir hätten sie endlich, unsere Traumwohnung. Sie befand sich im Dachgeschoss eines sanierten Altbaus, mit Einbauküche und Dachterrasse (mit direktem Blick auf den Alexanderplatz). Drei Zimmer hatte sie, war hell und schön geschnitten. In der Wohnung wohnten zwei Frauen, von denen wir vermuteten, dass sie nicht in einer WG zusammenlebten. Aus irgendeinem Grund wollten sie raus aus dieser Wohnung. Warum genau wussten wir nicht. Es interssierte uns auch gar nicht. Diese beiden Mieterinnen sagten uns schon am Mittwoch in der vergangenen Woche, dass derjenige die Wohnung bekommen würde, der ihnen das höchste Gebot für die Einbauküche unterbreiten würde, die sie in der Wohnung lassen wollten.
Angeblich war die Küche erst zwei Jahre alt, kostete neu angeblich 3400 Euro. 1700 Euro müssten wir schon bieten, wenn wir im „Rennen um die Wohnung“ mithalten wollten. Wir boten 1700 Euro, obwohl wir wussten, dass diese billige Ikea-Küche diesen Preis nicht wert war. Doch der Blick von der Dachtereasse auf den Berliner Fernsehturm war so schön, dass man dieses „Manko“ in Kauf nahm.
Gestern, am Samstag, schauten wir uns die Wohnung nochmals an. Das Höchstgebot für die Küche lag nun schon bei 2500 Euro. Eiskalt stellten beide Mieterinnen fest, dass das Interesse an ihrer Wohnung so hoch sei, dass man doch „noch ein kleinwenig mit dem Preis hoch gehen könnte“. Nach viel Zögern und Hin-und-Her-Rechnen, was auf unser beider Konten übrig war, entschlossen wir uns, auch diesen, völlig überteuerten Betrag für die Küche zu zahlen bereit waren. Mit knirschenden Zähnen willigten wir ein.
Doch für die 2500 Euro, die wir auf den Tisch legen wollten, erwarteten wir, dass wenigstens die Wände der Wohnung gestrichen werden würden, wenn wir einzögen. „Streichen!? Nein. Das werden wir bestimmt nicht machen.“, entgegneten uns beide Mieterinnen schnippig. „Es gibt schließlich Interessenten, die die Wohnung auch ungemalert und die Küche auch ohne Kühlschrank nehmen würden.“, kam als Antwort auf unsere gerechtfertigte Frage. Wir lehnten ab. Zwar bissen wir an, doch wir waren nicht bereit, uns das Recht auf diese Wohnung zu erkaufen.
Deprimiert, aber mit erhobenem Haupt suchen wir nun weiter nach unserer ersten gemeinsamen Wohnung.
So ist das. Wohnungssuche in Berlin.