Vor knapp drei Wochen war ich auf der Geburtstagsparty eines Nachbarn meines alten Hauses. Er heißt übrigens Joachim und wurde 50 Jahre alt. Der Geburtstagsparty ist eine wochen- und monatelange Planung vorausgegangen, denn Joachim hatte viel vor. Er wollte all die Freunde einladen, die er in den letzten fünfzig Jahren kennengelernt hatte. Seine Familie lud er natürlich auch ein.

Und weil Joachim schon sehr viel in der Welt herumgekommen ist, kamen etwa 70 Freunde teilweise vom anderen Ende der Welt eingeflogen. Sie alle wollten ihn und natürlich mit ihm feiern. So kam es, dass auf Joachims Geburtstagsparty nicht nur fünf unterschiedliche Sprachen gesprochen wurden, sondern auch, dass seine Freunde aus den USA, Skandinavien, Deutschland, Frankreich, England und noch vielen anderen Ländern kamen. Und obwohl Joachim und ich uns nur knapp zweieinhalb Jahre kannten, lud er Steffen und mich ebenfalls zu seiner Party ein, auf der wir natürlich mit zu den Jüngsten zählten.

Die Party fand in Sacrow statt, eine winzig kleine Halbinsel mitten im Nichts zwischen Berlin und Potsdam. Das Thema „Mittelalter“ stand bereits fest, und der Dresscode mit „Berlin Casual“ war ebenfalls vorgegeben. Mit dem Thema „Mittelalter“ konnten Steffen und ich recht wenig anfangen. Dass man schließlich mit den Fingern essen und Suppen laut schlürfen mußte, verwunderte uns dennoch nicht.

Da Joachim vor seiner Party natürlich den Knigge gelesen hatte, und er wußte dass sich nur die wenigsten seiner Freunde untereinander kannten, setzte er die Paare dann auch auseinander und versuchte ihnen „Nachbarn“ zu verschaffen, mit denen sie sich viel zu erzählen hatten.

Ich selbst saß übrigens neben Gudrun, einer Künstlerin aus München, die für Heinrich und Joachim ein Bild malen sollte. Gudrun kannte Joachim schon ein Leben lang und wußte während des ganzen Abends allerlei Dinge aus Joachims ,aber auch aus ihrem Leben zu berichten. Gudrun sieht man übrigens auch auf einer der angehängten Bilder neben mir sitzen.

Für Unterhaltung war natürlich auch gesorgt, denn nicht nur, dass das Thema „Mittelalter“ ein Erlebnis für sich war, nein, auch ein Feuerschlucker versuchte uns mit seinen Kunststücken den Atem zu rauben. Selbst jetzt, drei Wochen nach Joachims Geburtstag, weiß ich noch nicht, wie ich die Party fand. Mit Sicherheit jedoch war dies die außergewöhnlichste Geburtstagsparty auf der ich jemals war, und die mir sicher auch noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Denn neben all dem Zirkus und dem schwierigen Essen mit Fingern und Dolch, war das beeindruckendste für mich, dass Joachim es geschafft hatte, unglaublich viele liebe Leute, die teilweise alle sein Leben begleitet hatten, an einem Tisch zu versammeln. Ich sagte ihm an diesem Abend, dass er stolz darauf sein könnte, so viele liebe Menschen in seinem Leben zu haben. Und auch wenn es sich fürchterlich kitschig anhört, nehme ich kein Wort davon zurück, denn auch ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich in 25 Jahren so viele Menschen an einem Tisch versammeln könnte, von denen ich sagen kann, dass es meine Freunde sind.

Und ich hoffe sehr, dass ich Joachim und seinen Freund Heinrich nicht aus den Augen verliere, auch wenn ich nun nicht mehr in der Stargarder Straße wohne und wir uns ständig über den Weg laufen.

@Joachim & Heinrich: Vielen Dank für den tollen Abend und die vielen netten Gespräche über die Balkonbrüstung hinweg. *smile

So. Und nun die Bilder:

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