Gestern war es soweit: Die Nationalelf kämpfte um den Einzug ins EM-Finale. Auch nicht eingefleischte Fußballfans wie ich kamen um einen Fußballabend also nicht herum. Natürlich habe ich mich – ganz der Fußballfan – auf dieses Spiel vorbereitet: Becks Gold im Kühlschrank und Chips im Naschfach.

Als es dann endlich losging und Johannes B. Kerner endlich an den Kommentator des Abends, Béla Réhty, übergab, holte ich mir mein Becks aus dem Kühlschrank und freute mich auf einen spannenden Abend, der auch tatsächlich einer werden sollte.

[singlepic=10,320,240,,left]Ein Service des ZDF, der mich schon zu Beginn der Übertragung erstaunte, war die Einblendung der Nationalhymnentexte, damit auch der verblödetste Fussballfan Deutschlands es den Fans im Stadion gleichtun und aus vollem Halse mitgrölen konnte. Das ZDF nannte dies dann den „ZDFtext-Nationalhymnen-Ticker“. Ich erinnerte mich in diesem Augenblick an den neuen Einbürgerungstest Deutschlands für Ausländer, die einen deutschen Pass bekommen möchten. Doch dies ist ein anderes Thema.
Während die Fußballer Deutschlands die Nationalhymne stammelten und die Kamera langsam an jedem Spieler vorbeizog, hörte man dann auch noch die Text- und Tonaussetzer unserer Nationalelf. Doch das ist nicht länderspezifisch. Den Spielern anderer Länder geht es genauso. Und ich frage mich immer wieder, warum die Sendeanstalt nicht einfach den Ton ausschaltet, um uns allen diesen akustischen Grusel-Krimi zu ersparen.

Nach einer kurzen Ansprache der Mannschafts-Kapitäne, während und nach den Spiels Toleranz walten zu lassen, überraschte mich. Diese Aktion kam zwar sehr hölzern über den Bildschirm geflimmert. Jedoch fand ich sie sehr gut und absolut notwendig.

[singlepic=9,320,240,,left]Dann begann es endlich. Das Spiel, das 94 Minuten andauern und uns in das EM-Finale bringen sollte. Ein Spiel mit zahlreichen Unterbrechungen, verwirrten Moderatoren, grölenden Fans und einer Angela Merkel, die erheblich mehr Spaß und Spannung an dem Spiel zu haben schien, als ihre Kollegen.
Während der zweiten Halbzeit geschah dann jedoch etwas, womit wohl niemand gerechnet hat: Die Liveübertragung wurde unterbrochen. „Wir bitten um etwas Geduld“ konnte man auf dem Bildschirm lesen. Die Fans, die sich in meiner Straße in Cafés setzen, um sich zusammen mit anderen das Spiel anzusehen, buhten und grölten, als sich Deutschland im Angriff aus das gegnerische Tor befand und plötzlich das Bild weg war.

[singlepic=8,320,240,,right]Doch das Bild kam auch nicht wieder. Béla Réhty, meiner Meinung nach einer der besten Kommentatoren, versuchte sich dann mühselig über eine Telefonleitung zur ZDF-Sendezentrale durchzutelefonieren, um wenigstens akustisch seinen Beitrag zu leisten und Deutschland über das Spiel zu informieren. Ich glaube, im Kopf haben alle Zuschauer wie ich, die Augen geschlossen und versucht sich vorzustellen, was da wohl auf dem Platz gerade passierte. Um ganz ehrlich zu sein: Ich sah nichts. Wenn Béla Réhty 22 Namen von Fussballern runterrasselt und davon auch noch 11 türkische Namen dabei sind, verliert man ohne Fernsehbild schnell den Überblick.

Wenn dann noch türkische Namen wie Fuchur auftauchen, die mich spontan an den fliegenden Hund der Unendlichen Geschichte erinnerten, war es dann vorbei mit der Konzentration.

[singlepic=11,320,240,,left]Nach etwa fünf Minuten ohne ein Fernsehbild, konnte das ZDF schließlich eine zweite Übertragungsleitung anzapfen: die des Schweizer Fernsehens, und alles wurde gut. Philipp Lahm rettete die deutsche Nationalelf buchstäblich in letzter Minute in das EM-Finale, die Fans rasteten nun endgültig aus, feierten, schrien, weinten, jubelten, tobten und grölten was das Zeug hielt.

Deutschland ist im Finale, und die EM-Organisatoren haben nun viel zutun, um so ein Übertragungsdesaster wie gestern, zu vermeiden.