Okay, ich gebe zu: Es sicht mit Sicherheit ein Erlebnis für alte Leute. Dennoch hat dies Steffen, etliche Arbeitskollegen und mich nicht davon abgehalten, in einen der wackeligen Kähne zu steigen und uns durch die grüne Landschaft Brandenburgs manövrieren zu lassen. Schon beim Empfang wurden wir von einer Allein-Unterhalter-Band im Empfang genommen, die versuchte, mit selbstkomponierten Texten das Publikum mitzureißen. Zwischen deren und unserem Musikgeschmack klaffte allerdings eine so große Lücke, dass wir die Heimatmelodien schnell nur noch als Hintergrundrauschen wahrnahmen.
Als ich das letzte Mal vor über 10 Jahren im Spreewald auf einem Kahn saß, waren die Kähne noch eng, mit Holzplanken, auf denen man sitzen konnte, und Trittbrettern auf dem Boden. Heute jedoch befinden sich auf dem Kahn kleine Holzbänke, die mit dicken Decken gepolstert sind. Zwischen uns und dem nächsten Pärchen befindet sich ein runder Bartisch mit Plastikblumen und allerlei Klim-Bim.
Unser Fährkapitän war eine Frau mittleren Alters, der man beim ersten Blick nicht zutrauen würde, einen Kahn mit 20 dicken Deutschen ( plus Steffen und mich, natürlich) sicher durch die engen Wasserwege und spitzen Kurven manövrieren zu können. Diesen Job jedoch hatte sie erstaunlich gut im Griff. Weit weniger im Griff hatte sie die Namen und Bedeutungen der Kunstwerke am Ufer links und rechts der Wasserstraßen.
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International anerkannte Künstler hatten die Möglichkeit, ihre Kunstwerke entlang der Uferpromenade des Spreewaldes auszustellen. Grundsätzlich eine gute Idee – auch um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern. Leider jedoch war die Kunst so abstrakt, dass man zunächst erst stutzte und glaubte, jemand hätte seinen Müll am Ufer liegen gelassen. Im nächsten Augenblick erkannte man dann jedoch, dass der Müll auf sonderbare Weise kunstvoll angeordnet war, und wohl eine Bedeutung zu haben schien. Da wir alle sichtlich überfordert waren, diese, vor uns ausgestellte Kunst zu deuten, versuchte unsere Fähr-Kapitänin, uns unter die Arme zu helfen. Zunächst tat sie ihr möglichstes, die Kunst ernst zu nehmen. Schnell jedoch merkte man, dass auch sie gegen ihr inneres Lächeln kämpfte, und schließlich gab sie auf. Auch sie konnte mit der Kunst, die um uns herum am Ufer an uns vorbeizog, nichts anfangen.
Und so trieben 20+1 Kunstbanausen entlang des Spreewaldes und genossen die Sonne, das grüne Blätterdach und die Ruhe. Trotz der merkwürdigen Kunst, war der Tag heute im Spreewald wirklich abwechslungsreich und entspannend. Sicher war dies nicht mein letzter Besuch dort.
PS: Natürlich habe ich auch wieder ein Eimerchen Senfgurken gekauft, das nun – sicher nicht sehr lang – in unserem Kühlschrank steht.