Es gibt im Leben Augenblicke, an die man sich auch Jahre später noch genau erinnern kann. Als zum Beispiel die Twin Towers in New York am 11. September 2001 einstürtzten, war ich auf dem Weg von meinem Studentenjob nachhause, als mich meine Mutter anrief, und meinte, ich solle zuhause unbedingt den Fernsehr einschalten. Zu solch einem Augenblick, der einem im Gedächtnis bleiben wird, gehörte auch der Tag, an dem ich erfuhr, dass Michael Jackson tot sei.
Kurz nach dem Aufstehen stand ich mit der Zahnbürste im Mund im Bad, und hörte mir die Nachrichten an, die unser kleines Radio unterm Waschbecken zu vermelden hatte. Einziges Thema war der Tod von Michael Jackson. Im ersten Augenblick, als die Schlagzeile des Tages vom Radiomoderator verkündet wurde, dachte ich nur: DER Michael Jackson? DEN, dessen Lieder Du immer ganz gern gehört hast?
Und so schaltete ich auch noch den Fernsehr ein, um sicherzugehen. Und während ich den Kaffee kochte, überschlugen sich die Meldungen im Fernsehen. Ja, er war tatsächlich tot. Etliche Nachrichtenagenturen berichteten das selbe, ohne die genauen Fakten wirklich zu kennen. Im Laufe des Tages detaillierten sich die Informationen. Von Medikamenten war die Rede, von seiner neuen – wirklich letzten – Tournee wurde gesprochen. Und plötzlich meldeten sich immer mehr „Kenner“ und „Freunde“ von Michael Jackson zu Wort, die über ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit dem King of Pop berichteten.
In Deutschland ebbte das Interesse nach einigen Tagen merklich ab. Schnell wanderte die Schlagzeile in die Prommi-Rubrik und Vorabendprogramme. In den USA jedoch, in denen ich seit einer knappen Woche bin, ist der Schock über den Tod des King of Pop noch längst nicht verdaut. Unzählige Nachrichtensender berichten rund um die Uhr über neue erschreckende, erstaunliche, schockierende und traurige Details des Michael Jackson. Specials laufen im Fernsehen, die seine Höhepunkte und Tiefpunkte auf’s genauste beleuchten. Die Berichterstattung wechselt immer vom schockierenden Doppelleben, hin zum unsterblichen King of Pop, der die Welt nachhaltig verändert hat.
Ich glaube, dass sich die Medien auf der ganzen Welt nicht ganz sicher sind, wie genau sie über Michael Jackson berichten sollten. Zu viele Widersprüche vereinte dieser Star, zu viele Fragezeichen warf er auf, schaute man genauer hin, wer sich hinter dem Moonwalk-Man und Nasen-Operationsmenschen verbarg.
Würde man mich ganz persönlich fragen, was ich von Michael Jackson gehalten habe, dann würde ich sagen, dass er ein sehr umstrittener, genialer Entertainer war, der nie eine Kindheit gehabt hat, und zeitlebens versuchte, diese nachzuholen. Wenn man es noch deutlicher ausdrücken will: Michael Jackson war reich und erfolgreich, aber im Grunde eine „arme Sau“. Denn das, was er wirklich gesucht hat, scheint er nie gefunden zu haben: ein privates Leben und eine echte Kindheit.
In den Köpfen aller wird er jedoch bleiben, der King of Pop – wenngleich viele von uns, einen faden Beigeschmack dabei haben. Denn kaum einer – auch ich nicht – weiß, wer er wirklich war.
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Heute war ich auf dem Klassik-Trip und habe dieses nette Cover von „Smooth Criminal“ im Internet gefunden – auf jedenfall ein Ohr wert:
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