Nach einem reichhaltigen “Full English Breakfast” beschließen wir, Dublin zu erkunden. Bohnen, Speck, Kartoffeln und die schwarzen Eis-Puks, so nennen wir die Haggis-Scheiben, die es hier zum Frühstück gibt, liegen uns zwar noch schwer im Magen, jedoch treibt uns auch die Neugier in die Stadt, direkt auf den Touristenmagneten einer jeden Großstadt zu: den Hop-on-Hop-off-Bus.
24 Stationen fährt der Bus ab und kutschiert uns so gemächlich in 90 Minuten durch die Innenstadt von Dublin. Ich habe das Gefühl, dass der Bus langsamer ist, als die Touristen, die auf den Gehwegen an uns vorbeilaufen. Windgeschützt und mit Audiokopfhörern sitze ich jedoch auf dem Doppelstockbus und höre mir die geschichtlichen Hintergründe zu den tausenden Gebäuden an, an denen wir vorbeifahren. Hat der Audio-Guide nichts mehr zu erzählen, wird irische Musik eingespielt, die ein bißchen so ist wie das schrille Gelächter einer alten Frau: Nicht schön, aber man kann auch nicht weghören.
Da man Zahlen, Daten und Fakten auf Wikipedia besser nachlesen kann, liste ich hier meine “Top 5” der aus fotografischer Sicht attraktivsten Orte von Dublin auf: (1) St. Patrick’s Cathedral, (2) Andrews Lane, (3) College Green Ecke Suffolk Street, (4) Guinness Storehouse und (5) die Christ Church Cathedral. All diese Punkte befinden sich im südlichen Teil der Stadt, so dass man sie bequem und ohne Touristenbus oder Nahverkehr erreichen kann.
Das einzige Touristenziel, das aufgrund seiner Größe schwerer zu erleben ist, ist der Phoenix Park, Europas größter Stadtpark. Zwar wartet der Park mit beeindruckender Größe und sehr gepflegten Gärten auf, jedoch konnten mich auch Vergleiche mit dem Central Park in New York (ja, Phoenix Park ist größer) oder dem Wildbestand (500 Hirsche) nicht beeindrucken. Dass sich der US-Botschafter und der irische Präsident von ihren Grundstücken mitten im Park zuwinken können, zeigt mir jedoch, dass die Beziehungen der USA zu Irland ziemlich eng sein müssen.
Auf den Bus ist uns allen jedoch so kalt geworden, dass sich einige von uns nun zusätzliche Pullover und Mützen für die nächsten Tage kaufen. Auch ich kaufe mir eine leuchtend gelbe Mütze für die Outdoor-Abenteuer, die uns noch bevorstehen.
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Da in der St. Patricks Cathedral das fotografieren erlaubt ist, lösen wir einen Gruppentarif und stürmen die Kathedrale mitsamt unserer Stative und den Fotorucksäcken. Jonathan Swift, der Autor von Gullivers Reisen war im 18. Jahrhundert Dekan dieser Kirche, die im 17. Jahrhundert auch einmal als Pferdestall genutzt worden ist. Von diesen Spuren der Vergangenheit sieht man jedoch nichts mehr, wenngleich der vordere Bereich der Kirche unmittelbar hinter dem Altar deutlich eindrucksvoller ist als das Hauptschiff. Richard Boyle, der Physiker, der den Zusammenhang zwischen Druck und Volumen von Gasmassen entdeckt hat, hat sich in dieser Kirche mit vielen finanziellen Mitteln ein Monument erschaffen. Ich finde diese Form des Nachlasses irgendwie unsympathisch: Da hat einer Geld wie Heu und kauft sich so die Hälfte eines Kirchenschiffs. Darin verewigt er schließlich sich selbst und seine Nachkommen.
Aus fotografischer Sicht war das Potential der Kirche nach 1-2 Stunden erschöpft, und auch wir wollten lieber Burgen, Schlösser und grüne Wiesen fotografieren, als den “Popstars des 18. Jahrhunderts” zu gedenken. Also setzten wir uns in die Autos und fuhren, pünktlich zum Sonnenuntergang zu einem Schloss außerhalb von Dublin, mitten auf der grünen Wiese. Ein Hochzeitspaar in Kleid und Anzug kam uns entgegen. Die Location war wirklich gut, und das Schloss wirklich malerisch.
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