Heute morgen ging es los. 5:30 Uhr klingelte der Wecker. Kurz nach 7 Uhr saß ich bereits am Flughafen bei Starbucks. 24 Stunden später sitze ich in Orlando. Ich dachte, es wird ein Tag, an dem man dösend, gegen die Wand des Flugzeugs gelehnt, die Zeit totschlägt. Tatsächlich habe ich eine ganze Menge interessanter Menschen auf dem Weg ins Avanti Resort Hotel in Orlando (Florida) getroffen.

Das erste Pärchen traf ich schon bei Starbucks. Zwei Lesben, die auf dem Weg nach Los Angeles waren. “Einen Helikopterflug durch den Grand Canyon haben wir gebucht. L.A., San Francisco, Las Vegas. Das volle Programm.”, sagte mir die stämmigere der beiden. Auf die Frage danach, wohin ich denn reise, fiel mir keine bessere Antwort ein: “Ich schreibe für einen schwulen Reiseblog. Es geht nach Florida.”. Da sowohl die beiden als auch ich einen Flug zu kriegen hatten, verabschiedeten wir uns jedoch schnell.

Reisepass
Mein Reisepass, ausgefüllt im Flieger.

Nach einem Sicherheitscheck, der heute, am 11. September 2013 bei Flügen nach New York, etwas ausführlicher war, nahm ich Platz neben einer jungen Frau, die sich später noch als freiberufliche PR-Managerin zu erkennen sollte. Sie ist auf dem Weg zu einer Pflicht-Hochzeit im Central Park in New York, berichtete sie mir. Ihr kleiner Sohn Carlo, der mich mit einem strahlenden “Alete-Grinsen” immer wieder weich kochte, warf seine bunten Bälle und Beißringe immer wieder weit weg. Platz zum Werfen gab es reichlich, die Beinfreiheit von 15cm in der Economy Plus sorgte dafür, dass ich die Beine tatsächlich ausstrecken konnte. Natürlich versuchte ich, den 9-stündigen Flug nach New York mit etwas Schlaf zu überbrücken. Dem kleinen Carlo gelang das auch gut. Mich jedoch fesselte ein Thriller in den “New Releases”. Der hielt mich wach und vom Schlaf ab. In Newark angekommen, begann die Immigration-Routine, die ich durch zahlreiche Flüge in die USA bereits kannte. Fingerabdrücke hier, nett lächeln da. Ein paar Fragen über sich ergehen lassen, stets den Reisepass in der Hand halten. Und im Zweifel? Nett lächeln! Das geht immer.

Und während ich in der Schlange stand, sprach mich plötzlich ein 71 Jahre alter Mann aus Deutschland an: “Mein Sohn ist Offizier bei der Bundeswehr. Bei der Marine ist er. Bald kommt er zurück nach Berlin. Dann wird er General. Ich besuche ihn und meinen Enkel in Norfolk, wissen Sie. Aber dort hat er nicht so viel zutun. Die NATO zu repräsentieren ist nicht stressig. Meine Badehose soll ich auch mitnehmen. Das Wasser dort ist nämlich super warm.” … Nicht, dass ihr mich falsch versteht, mir erzählen die Menschen einfach sowas. Warum weiß ich nicht. Sie tun es einfach. Vielleicht schaue ich aber auch immer sehr interessiert in die Weltgeschichte.

Wirklich interessant am heutigen Tag war dann aber die Lebensgeschichte von Aletha, 42 Jahre lang Stewardess bei United Airlines. Sie saß neben mir: Knapp 70 Jahre alt und mit einem Krückstock bewaffnet, lässt sie sich neben mir fallen und schnallt sich an. Ich weiß, dass sie die nächsten 2,5 Stunden von Newark nach Orlando neben mir sitzen wird und keinen Millimeter bewegen wird. Da ich zum Lesen eines Buches zu müde sind, “stupse” ich sie mit einer Frage an: “Als Stewardess bei United hat man bestimmt schon viel erlebt, oder?” Und mit einem Mal sprudelt es aus ihr heraus: 1966 hat sich als Stewardess bei United angefangen. Eine Woche vor “09-11” ging sie in den Ruhestand. (Das erzählt sie mir, während ich am 11. September 2013 mit ihr im Flugzeug sitze!) Natürlich hatte sie sich mal unglaublich in einen Piloten verliebt. Verheiratet war sie mit ihm jedoch nicht, denn sie wußte: Er hat in jeder Stadt eine andere. Sechs Jahre war sie verheiratet, mit einem Steward aus San Francisco. Der war aber leider schwul, deshalb lies sie sich scheiden. Nein, geheiratet hatte sie danach nie wieder. “Aber hier und da ‚was laufen. Das hatte ich.”, sagt sie mir mit einem viel bedeutenden Augenaufschlag. Dem Augenaufschlag einer 70ig-Jährigen. Heute fliegt Aletha mit United um die ganze Welt. Sie lebt in Indianapolis und in Orlando. “Gleich neben dem Flughafen wohne ich. So ganz kann ich der Fliegerei wohl nicht entfliehen.”, sagt sie mir, als das Flugzeug auf dem Boden aufsetzt.

DSCF0614Ich wünsche Aletha alles Gute und bedanke mich für das angenehme Gespräch mit ihr. Nachdem ich mein Gepäck entgegengenommen habe, laufe ich zu Alamo. Einen Midsize-SUV habe ich gebucht. Mit einer bedeutungsvollen Bewegung zeigt mir der Mitarbeiter von Alamo eine ganze Fahrzeugflotte: “Suchen Sie sich einen aus. Das sind alles Midsize-SUV’s”. Ich entscheide mich für einen VW Tiguan. Den kenne ich sehr gut. Nach 20-minütiger Fahrt erreiche ich mein Hotel, das Avanti Resort. Bei 31 Grad Lufttemperatur und 100% Luftfeuchtigkeit bekomme ich schon beim Anblick des Pools leuchtende Augen. Hier springe ich noch hinein, beschließe ich. Und nach einem kurzen Abstecher ins Cuba Libre, einer schönen Bar im kubanischen Style, springe ich in den Pool. Kurz vor elf. Dann macht der Pool zu. Und ich muss nun ins Bett.