Nach einer ziemlich kurzen Nacht mache ich mich auf den Weg in die Mall at Millenia bei Orlando. Der Wechselkurs des Dollars macht gerade Kleidung in einigen Läden der USA sehr günstig und macht mich neugierig auf interessante Schnäppchen.

Nach meiner Ankunft an der Mall, parke ich direkt neben der The Cheesecake Factory, die mich seitdem es die Big Bang Theory gibt, immer an Penny aus der Serie erinnert. Nachdem ich durch ein paar Türen in das Innere der Mall gelangt bin, merke ich: Hier ist wirklich alles klimatisiert, sauber, hell und top-modern. 150 Läden befinden sich hier unter einem Dach. Neben ganz bodenständigen Labels wie GAP, Forever 21, Urban Outfitters und Hollister gibt es aber auch sehr hochpreisige Labels wie Chanel, Rollex, Louis Vuitton und Cartier, die hier ihre Mode verkaufen möchten.

Eine interessante Ausnahme macht der Laden Neiman Marucs. In Berlin wäre dieser eine direkte Konkurrenz zum KaDeWe. John, der Storemanager, zeigt mir die Herrenboutique. Mein erster Eindruck: sie ist wirklich klein. Das sage ich ihm auch. Er jedoch überzeugt mich, dass die Waren sehr ausgesucht sind, spezielle “Buyer” im Hinterland können innerhalb von 24 Stunden alle möglichen Kleidungsstücke aller nur denkbaren Designer besorgen. Ein hauseigener Schneider kann diese dem Kunden auf den Leib schneidern. Sandra aus der Abteilung für Haushaltswaren begrüßt mich mit schwäbischem Akzent. “Meine Mutter war Deutsche.”, aber wesentlich mehr könne sie nicht sagen. Also erklärt sie mir, warum in ihrer Abteilung bereits ein Weihnachtsbaum steht, obwohl draußen, vor den Toren der Mall, der Asphalt schmilzt. Die Dekoration kommt von einem Pariser Künstler. Jede Kugel ist ein Einzelstück.

“Schau‘ nur, wie toll diese gestaltet sind.”, versucht sie mich zu überzeugen. Als wir nach nur wenigen Schritten in der Abteilung für Kinderwägen stehen, winke ich ab. “Dies hier ist aber der Porsche unter den Kinderwägen”, versucht mich Sandra zu begeistern. Doch selbst damit fängt sie mich nicht wieder ein.

Nun beginnt meine ganz eigene Shoppingtour. Natürlich begebe ich mich auf den Weg zum Store von Abercrombie & Fitch (Ich weiß, jetzt rollen einige mit den Augen.). Was mir an den Läden in den USA so gut gefällt, ist ihre Echtheit. Ich kenne die Stores in Köln, München und Düsseldorf. Diese haben mit den wirklichen Stores wenig zutun. In der Mall at Millenia steht zwar ein Verkäufer im Eingang, aber nicht nackt. Er fragt mich: “How are you?”, aber es wirkt nicht künstlich und aufgesetzt. Es gibt Umkleidekabinen in ausreichender Anzahl und nur wenige Leute im Shop, der im übrigen auch heller gestaltet ist als in den deutschen Ablegern. Habe ich vergessen zu erwähnen, dass es auch bei A&F den “SALE” gibt? Damit und dem günstigen Wechselkurs sind die Kleidungsstücke in den USA vergleichsweise erschwinglich. Natürlich ist es bei mir auch so, dass ich zwar eigentlich nichts gesucht habe, aber mit zwei T-Shirts herauslaufe. Okay.

Nach einer kurzen Stärkung beim Italiener Brio Tuscan Grille, der direkt im Zentrum der Mall ist, mache ich mich auf den Weg zum Seaworld Erlebnispark.

Ich gebe zu, als ich den Wagen auf dem riesigen Parkplatz abstellte und die verschlungenen Rohre der Achterbahn sah, stellte ich mir die Frage, ob die Tiere des Seaworld-Parks wohl artgerecht gehalten werden. Nachdem ich mir jedoch einige Attraktionen angesehen habe, verflog mein schlechtes Gewissen. Immer wieder wiesen die Guides darauf hin, dass die Tiere aus gesundheitlichen Gründen gefangen wurden. Schamlos weisen sie auf bestimmte Gebrechen der Tiere hin, die man dann auch sieht. Andere Tiere wurden in Fischernetzen verletzt, werden im Park aufgepäppelt, um danach wieder ausgewildert zu werden.

Mit diesen sehr ehrenwerten Ansätzen im Kopf habe ich keine Probleme mehr, mir 4 Krabben für einen Dollar zu kaufen, um damit Mantas mit der Hand zu füttern. Diese schwimmen in einem riesigen Becken vor mir. Ein Guide, der direkt neben mir steht, erklärt geduldig, wie ich die Krabbe mit meinem Fingern halten muss, damit sich der Manta nur die Krabbe und nicht meinen Finger schnappt. Aufgeregt tauche ich meinen Arm samt Krabbe in der Hand unter. Wenige Sekunden später spüre ich, wie der Manta die Krabbe mit seinem Kiefer festhält und mit den Lippen umschließt und mir letztlich aus der Hand reißt. Ein wirklich merkwürdiges Gefühl.

In doppelter Hinsicht interessant wird es kurz nach der Mantafütterung im Tempel der Antarktis. Schmelze ich in der Sonne Floridas noch dahin, werde ich mit vielen anderen Touristen häppchenweise heruntergekühlt. Nach etwa einer 15-minüten Abkühlung, öffnet man mir die Türen zu den Pinguinen. Diese stehen auf Unmassen von Eis in einer Entfernung von einem Meter und schauen mich nur von der Seite an. Das ist schon ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich vor Pinguinen zu stehen, bei 5 Grad Lufttemperatur.

Zum Abschluss meines Tagesausflugs fahre ich noch mit der Manta-Achterbahn. Auf den ersten Blick sieht diese ganz gewöhnlich aus, jedoch ist sie es nicht: Zum Start werden die Sitze um 90 Grad abgekippt, so dass ich schon im Stand in den Seilen hänge, und mühelos die Superman-Pose einnehmen könnte. Dem Mädchen auf dem Sitz vor mir, fallen gleich zu Beginn die Flip-Flops von den Füßen. Ich muss lachen. Der Junge, der neben mir im Sitz hängt, guckt mich an und verrollt nur die Augen.

Und plötzlich geht es los, und ich werde innerhalb weniger Sekunden herumgeschleudert. Der Park und damit auch der Tag fliegt buchstäblich an mir vorbei, und mit etwas wackeligen Beinen aber sicherem Boden unter den Füßen laufe ich zurück zum Parkplatz.