Mit festem Händedruck begrüßt mich Tim Williams, der Besitzer des Gatorlands von Orlando, einem Aligatorenpark. Schnellen Fußes eilen wir durch den Park, um das Zip-Lining nicht zu versäumen, das ich unbedingt erleben soll. Also finde ich mich wenigen Minuten später mit Dan und Mike in einer Umkleidekabine wieder, in der allerlei Gerätschaften hängen, mit denen ich wenig anzufangen weiß.
Dan (übrigens mit mir auf dem Bild zu sehen) und Mike sind ein eingespieltes Team. Sie erklären den anderen Touristen und mir in einer etwas prolligen aber herzlichen Art, die jedoch zum Konzept des Parks gehört, dass wir nur all die Dinge tun sollen, zu denen sie uns explizit auffordern. “Yeah! That’s it!”, sagt Dan und feuert mit seiner Art die kleine Gruppe, in der ich mich befinde, kräftig an. Schnell sind die Seilschaften festgezurrt, und wir besteigen bei 36 Grad Celsius im Schatten den ersten Turm, von dem aus wir uns an Stahlseilen hängend über die Alligatorenkäfige bewegen werden. Reinfallen möchte ich hier wirklich nicht.
Das Zip-Lining ist zwar ein echtes Erlebnis aber streckenweise etwas langatmig, wenn man in Deutschland bereits in einem Hochseilgarten gewesen ist. Höhenangst sollte man dennoch nicht haben, wenn man sich an nur zwei Nylonbändern gesichert, 80 Meter weit über die Gehege dieser ganzen gefräßigen Reptilien schwingt.
Nach der Zip-Lining-Tour schaue ich mir den Park genauer an. Und plötzlich bemerke ich, dass ich den Tieren, so gefährlich sie auch sind, viel näher bin als beispielsweise im Seaworld Erlebnispark. Träge schleppt sich da ein Pfau des Wegs entlang. Eine Entenfamilie kreuzt den Weg der Touristen und nimmt zahlreiche Abkürzungen durch die Zäune. Ich füttere 200 Wellensittiche mit Hirse, spreche mit Aras und werde etwas nervös, als die Ziegen mir das Futter aus der Hand knabbern. Mit weit ausgestreckten Flügeln stehen Vögel in der Sonne und versuchen sich so zu kühlen. Kleine Reiher tanzen um mich herum, neugierig und immer auf der Suche nach einem Snack.
Zu Beginn einer Alligatoren-Show sitze ich sogar auf einem Alligator und halte ihm mutig das Maul zu. (Okay, okay: Das Maul war mit Klebeband “verriegelt”.)
Während der Showeinlagen erfahre ich, dass der Park bereits knapp 80 Jahre alt ist. Einige der Krokodile und Alligatoren sind bereits von Beginn an im Park, entsprechend groß und gefährlich sind sie auch. Außerdem hat der Park vier Albino-Alligatoren. Das sind genetische Spielarten der Natur, die die Alligatoren weiß-gelb aussehen lassen – mit blauen Augen. “Schwach geworden” bin ich jedoch nicht. Die Rasiermesser-scharfen Zähne haben doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Während einer abschließenden Alligatorenfütterung jedoch sieht man das Wesen der Alligatoren: Es sind Raubtiere, die solange ausharren und beobachten, bis der Moment perfekt ist. Sobald ihr Moment gekommen ist, schnappen sie blitzschnell zu, zeigen ihre Aggressivität und verschwinden wenige Bruchteile einer Sekunde später wieder im trüben Wasser – mit einem Hähnchenschenkel im Maul.
“Guten Appetit.”, denke ich und verschwinde nun in Richtung Disneyworld.