Die Fahrt von Fort Stockton nach Albuquerque startete schon zeitig, denn das amerikanische Hotelfrühstück aus dem Plastikbecher war schnell erledigt, und wir hatten einige Kilometer vor uns, die es zu fahren galt. Vor uns lag hauptsächlich die staubtrockene Wüste von Texas, die wir auf endlosen Autobahnen und Landstraßen durchqueren wollten.

Bei strahlendem Sonnenschein und nur wenigen Schönwetterwolken am Himmel starteten wir unsere Tour durch die Wüste. Das Land um uns herum war so flach, dass man von Horizont zu Horizont sehen konnte, über uns der endlos blaue Himmel, unter uns der Asphalt. Der Wüstenwind blies “Wüstenhexen” über die Straße, kleine vertrocknete Büsche, die rollend über die Straße wehten. Ein Sandsturm überraschte uns in der Nähe von Roswell (New Mexiko), die Stadt, die durch die Area 51 und die angeblich gefundenen Aliens etwas Aufmerksamkeit erlangte. In Roswell aßen wir bei Schlotzkis (Kann man vergessen! Unglaublich schlecht!) zu Mittag und waren enttäuscht, dass diese Stadt nicht mehr als ein Klischee, das an jeder Ecke bedient werden sollte, zu bieten hatte.

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Während man im Auto auf den schier endlosen Straßen fährt, unterhält man sich übrigens nicht nur über berufliche Dinge, sondern philosophiert über das Leben, das Land, durch das man fährt, diskutiert bestimmte Strategien allerlei Staaten, Firmen, Gruppen und Menschen und fragt sich allzu oft, ob man sich die Fahrt durch die USA “so” vorgestellt hat. Eine ganz pragmatische Antwort gab mir Jan: “Ja, genau so habe ich mir das auch vorgestellt.”

Etwas Abwechslung in der sich nur selten ändernden Umwelt, durch die wir fuhren, waren tausende kleine Ölfördertürme, die über das endlose Land hundert- wenn nicht tausendfach verteilt waren. Ich fühlte mich gleich an ein Buch von Andreas Eschbach erinnert. In “Ausgebrannt” thematisiert dieser Autor des Wissenschaftsthrillers auch die Erdölvorkommen der USA. Laut seiner Recherchen, sind die Erdölvorkommen nicht unerheblich, jedoch ist es zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich, diese wirtschaftlich zu fördern. Aus diesem Grund verlassen sich die Vereinigten Staaten derzeit noch auf die Erdöllieferungen aus der ganzen Welt. Ihre eigenen Vorräte greifen sie derzeit – noch – nicht an. Dieses Hintergrundwissen ist schon berauschend, wenn man einen kurzen Stopp an einer der Quellen macht, und um so einen historisch anmutenden Ölförderturm herantritt, der mühelos wieder in Betrieb genommen werden könnte. Wie brisant der Hunger der Welt nach Öl ist, wie wenig Sensibilität die Amerikaner aber für dieses Thema aufbringen, erkennt man an den Tankstellen, wo sorglose Amerikaner ihre riesigen Benzin schluckenden Offroader betanken. Spritsparen scheint nur in den Großstädten ein Thema zu sein. Auf dem Land und in den Wüsten der USA spielt dieses Thema – scheinbar – keine Rolle.

Das Ziel des heutigen Tages war Albuquerque, eine Großstadt mit einem sehr sauberen, nüchternen aber auch charmelosen Zentrum. Auf der Suche nach einer Innenstadt landeten wir in einer Sportsbar. Außer einem Basketballspiel mit Dirk Nowitzki hab es wenig zu bestaunen in Albuquerque. Ich hatte mir wirklich mehr von dieser Stadt versprochen, die doch jedem ein Schlagwort ist.

Das ursprünglich geplante Highlight für den nächsten Morgen: eine Ballonfahrt über den Rio Grande, wurde von dem Veranstalter aufgrund anhaltender Stürme leider abgesagt, so dass wir mit einem etwas enttäuschenden Eindruck von Albuquerque und einem geplatzten Event am nächsten Morgen in unsere Betten fielen – an diesem Tag durch die Wüste Amerikas.