Der Weg von San Antonio nach Fort Stockton führte uns durch eine unglaublich verlassene Gegend der USA und endete auch genau da. Fort Stockton ist eine Stadt, die ich aus einem einzigen Grund als Zwischenstopp auf unserem Weg durch die USA ausgewählt habe: Ohne Zwischenstopp nach Albuquerque zu fahren, war einfach nicht möglich. Fort Stockton lag in der Mitte.

Also landeten wir zur besten Feierabendzeit nach einer ermüdenden Strecke durch die brütend heiße Einsamkeit Amerikas in einem Ort neben der Autobahn, der zwar auf der Landkarte gut zu finden war, aber nicht viel zu bieten hatte. Fort Stockton hatte zu unserer Überraschung aber ein Touristenbüro, das nur leider schon geschlossen hatte, als wir um 17 Uhr fest an den Türen rüttelten. Einzig ein Faltblatt mit “Interessantem aus Fort Stockton” führte uns entlang eine “Tourist Trails” durch die Stadt.

Mit dem Auto fuhren wir innerhalb weniger Minuten den Trail ab, stiegen jedoch kein einziges Mal aus. Es gab nichts bewundernswertes, oder etwas das unser Interesse geweckt hätte. Die Straßen waren vereinzelt mit Häusern versehen, die auf uns den Eindruck machten, als würden sie vom nächsten größeren Sturm davongetragen. Vor einem dieser Häuser lag etwas Spielzeug. Mein Kollege, Jan, fragte mich daraufhin: “Kannst Du Dir vorstellen, hier zu leben?”. “Um Himmels Willen. Nein!”, war meine trockene, aber todernst gemeinte Antwort darauf. Uns beschlich der üble Verdacht, das die Karriere von den Kindern, die hier aufwuchsen, vorgezeichnet war: Ihnen wurde ein Traktor vererbt, um auf den umgebenden Feldern Getreide anzubauen. Wer darauf jedoch keine Lust hatte, würde weit weg fahren müssen. Sehr weit weg.

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Auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Abend gemeinsam zu verbringen, fuhren wir bei 40 Grad Celsius im Schatten zurück zum Hotel und entdeckten eine Bowlingbahn in fußläufiger Entfernung zu unserem Hotel. Also spielten wir an diesem Abend “mitten im Nichts” Bowling in einer auf 20 Grad Celsius heruntergekühlten Lagerhalle. Doch so spröde sich diese Abendgestaltung anhört, so überraschend viel Spaß hatten wir dabei. Gewinnen war reine Glückssache, denn wir wussten zwar alle, wie man die Bowlingkugel bis zu den Kegeln bekam, eine echte “Strike-Strategie” hatten wir aber nicht.

Wir waren jedoch nicht die einzigen, die sich diesen 8. Mai damit vertrieben, Bowling zu spielen. Auch einige Einwohner Fort Stocktons versuchten ihr Glück mit der Kugel. Dies gab uns die Möglichkeit, einen Blick weit ab der Touristenströme auf den “amerikanischen Lifestyle” zu werfen. Dieser Blick lies uns lächeln und staunen. Am Ende des Tages hatten wir doch viel Spaß in Fort Stockton gehabt, auch wenn diese Stadt wohl bleiben wird, was sie schon immer gewesen ist: Eine Stadt auf der Durchreise.