Obwohl ich heute wieder den ganzen Tag kreuz und quer durch Dresden gelaufen bin, möchte ich nur von dem Nachmittag erzählen, an dem ich einen sehr netten Menschen kennen gelernt habe, von dem ich zunächst gar nicht dachte, dass es ein so Lieber ist.
Ein guter Freund aus Hannover sagte mir mal, ich soll sehr vorsichtig sein, mit wem ich mich per Internet verabrede und wen ich im wahren Leben treffe. Seine Bedenken sind nicht ganz unbegründet, denn er sagte auch, dass man mit den Menschen, mit denen man sich trifft, schließlich auch gesehen wird.
Bisher war ich immer sehr vorsichtig, mit wem ich mich traf – so auch heute. Etwas unsicher war ich, als ich plötzlich einem netten Menschen gegenüberstand, von dem ich eigentlich nicht viel mehr als seinen Namen kannte. Während der ersten paar Minuten war die Unterhaltung noch einwenig steif. Jeder hat den anderen abgetastet: Was ist er wohl für ein Mensch? Kann ich ihm vertrauen?
Nachdem wir beide gemerkt hatten, dass das Gegenüber richtig nett ist, lockerte sich die Unterhaltung sehr schnell auf. Je mehr wir einander vertrauten, desto persönlicher wurden die Gespräche. Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist, dass Gespräche zwischen zwei praktisch fremden Menschen schon nach einer Stunde sehr persönlich und interessant sein können.
Aber es muss wohl an meiner Art liegen, mit anderen Menschen umzugehen. Vor einigen Monaten sagte mir jemand, dass ich wohl eine „vertrauensselige“ Ausstrahlung habe. Man könne gar nicht anders, als mir ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenzubringen. Seitdem mir das jemand so in das Gesicht sagte, achtete ich sehr genau, wie ich auf andere Menschen wirkte. Und er hatte Recht. Warum sonst erzählen mir so viele Menschen von ihren privaten und persönlichen, teilweise auch intimen Erlebnissen, die sie in der Vergangenheit hatten. Manche Menschen reagieren sehr besorgt darauf, wenn ich ihnen erzähle, dass mir andere Menschen ihre teilweise problematischen Erlebnisse schildern. Doch ich empfinde es als eine Art Vertrauensbeweis, den mir diese Leute entgegenbringen.
Nach einer etwa drei Stunden langen Unterhaltung, in dem es um „vom Blitz Getroffene“, „die erste Liebe“, Selbstmord und Selbstverwirklichung ging, stellten wir beide fest, dass die Zeit wie im Flug vergangen war. Leider musste ich gehen, denn ich hatte noch viel zu erledigen. Die Unterhaltung hätte aus meiner Sicht jedoch noch viel länger dauern können. Wir beide haben uns fest vorgenommen, diese Unterhaltung irgendwann fortzusetzen. Wenn es nach mir geht, könnten wir sofort weitermachen.
Ich werde Dich auf dem Laufenden halten, wie sich diese Freundschaft, die so schnell und seltsam anfing, weiterentwickelt.