Ich habe ganz schwitzige Hände. Um mich herum habe ich alles an feinmechanischen Schraubendrehern, Zangen und Pinzetten gelegt, das ich finden konnte. Neben mir steht ein Monitor. Auf ihm lese ich in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, was ich machen muss.

Ich setze den Schraubendreher an. Die Kraft, die ich aufbringe, reicht nicht. Ich drehe fester, doch die Schraube will sich nicht lösen. Mit einem Ruck und Schweißperlen auf der Stirn löst sich endlich die Schraube vom Gehäuse, und ich habe den 1. Schritt hinter mir.

Eigentlich sollte ich einen Festplattenwechsel bei einem Notebook bei Nacht und mit verbundenen Augen durchführen können. Vor meinem Namen steht schließlich ein Dipl.-Ing. und von den fünf Jahren Studium sollte doch noch etwas hängen geblieben sein. Doch ich möchte nicht an irgendeine Festplatte, sondern an die meines MacBook Pro – meinem kleinen mächtigen Alltagshelfer und Styleobjekt im Wohnzimmer. Die Garantie ist zwar schon abgelaufen, aber spätestens nach dem Lösen einer einzigen Schraube verliere ich meinen Anspruch auf Reperaturen. Um sicherzustellen, dass nur qualifiziertes Personal das MacBook Pro öffnet, ist jede Schraube mit einem Lack bestrichen, den ich mit jedem Neuansetzen des Schraubendrehers ein Stück mehr zerstöre.

Nun, nach dem Lösen der ersten Schraube, gibt es kein Zurück mehr. Schließlich brauche ich mehr Plattenplatz, und das MacBook Pro aus Angst unvollrichteter Dinge zu schließen, wäre ein Armutszeugnis. So kämpfe ich mich durch das Tutorial, das man mit etwas Suchen gut im Internet findet. Das Tutorial ist gut. Und so gelingt es mir nach dem etwas holprigen Beginn schließlich auch, die Festplatte fachmännisch zu wechseln, ohne etwas zu zerstören.

Zum ersten Mal sehe ich das Innenleben meines heiß geliebten MacBook Pro. Ich staune über die filigranen Bauteile und die enorme Packungsdichte, mit der die Prozessoren, Speicherbausteine, Mikrocontroller, Lautsprecher, die Festplatte und der Prozessor verbaut sind.

Als schließlich Halbzeit des Umbaus ist, geben sich Adrenalin und Endorphin in meinem Körper die Klinke in die Hand. Die Schweißtropfen auf der Stirn trocknen, und Freude steigt in mir auf. Ich kann nicht anders: ich greife zu Schnappschuss-Kamera und fotografiere mein MacBook Pro und mich. Doppelkinn und Schlumpf-Klamotten inklusive. Scheiß egal. Hauptdarsteller ist schließlich mein Notebook, nicht ich.
Ich habe es also geschafft, und bin mächtig stolz auf mich. Solch ein Umbau hätte bei Gravis 80 Euro gekostet. So habe ich nur 60 Euro für die Festplatte ausgegeben. Wieder einmal Geld gespart.

Wer nach Lesen dieses Beitrags nun auf den Geschmack gekommen ist, der kann sich auf der Seite von IFixIt intensiv umsehen. Für alle Apple-Produkte findet man dort allerlei Tutorials zum Wechseln von Hardwarekomponenten. Sollte beim Umbau etwas schiefgehen, ist der Klick auf den Shop von IFixIt auch nicht weit. Dort erhält man dann von mikroskopisch kleinen Schrauben bis hin zu Prozessoren alles, was das Apple-Herz begehrt.

Also denn: Viel Spaß beim Schrauben.

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