Ich hatte etwas Bammel, als ich nach über 10 Jahren Pause nochmals angetreten bin, das Skifahren zu erlernen. Zu tief steckten die Erinnerungen an die missglückten ersten Fahrversuche im Gedächtnis, um unbeschwert den weißen Schnee, den wunderbaren Blick in die Alpen und die unglaublich tolle Luft genießen zu können. Doch ich schaffte es. Denn Herausforderungen muss man sich stellen.

Als ich vor zehn Jahren zum ersten mal auf Ski gestellt wurde und meine Mutter vom Rand des Skifahrgeländes zuschaute, missglückte mir alles, was der Skilehrer uns als Aufgabe stellte. Sollten beispielsweise alle Skifahrschüler eine Rechtskurve fahren, war ich der einzige, der in die linke Richtung fuhr, direkt in einen leuchtend orangenen Absperrzaun. Aller Anfang ist schwer, sagte ich mir schon damals. Doch es blieb nicht nur beim Falsch-Abbiegen. Es kamen noch zahlreiche Missgeschicke dazu, die den Skilehrer dann dazu bewegten, mich abzustrafen, nicht mit auf den Berg zu nehmen und mich in die Kindergruppe zu stecken.

[singlepic id=296 w=320 h=240 float=left]Damals war das eine zu große Niederlage für mich. Ich sagte die Skischule ab und musste mich damit anfreunden, vorerst nicht auf Kufen bergab zu gleiten. Gut zehn Jahre später kam ich nicht mehr um Ausreden herum. Steffen wollte endlich die Gelegenheit wahrnehmen und mit einem guten Freund ins Zillertal zu fahren, um dort die Berge herunterzurutschen. Ich sollte natürlich mitkommen. Und wenn ich nicht Skifahren kann, sollte ich doch einfach eine Skischule besuchen. So einfach war seine Antwort auf meine Bedenken. Doch ich konnte nicht anders, als mich dieser Herausforderung nochmals zu stellen.

[singlepic id=295 w=320 h=240 float=right]Und so fand ich mich gestern erneut auf Ski vor einem sehr alten Skilehrer stehend wieder. Ich rutschte bergab, verlor ab und zu das Gleichgewicht und hatte große Angst, dass sich die Ereignisse der Vergangenheit wiederholten. Doch ich biss die Zähne zusammen und stellte mich den Herausforderungen und schaffte es schließlich am ersten Tag langsam in Kurven den Berg herunterzurutschen. Heute schließlich platzte irgendwann der Knoten. Wir stürzten uns kleinere Hänge hinab, fuhren Kurven und Schlenker, bremsten und beschleunigten ständig, bis uns all die Steuerungsmöglichkeiten der Ski, die fest an den Füßen hingen, in Fleisch und Blut übergegangen war.

„Uns“ waren zwei ostdeutsche Hausfrauen, ein holländisches Ehepaar und ich. Die ostdeutschen Hausfrauen machten ihrem Ruf alle Ehre und schnatterten im tiefsten Sächsisch los, dass sich die Balken bogen. Innerlich schämte ich mich für sie mit. Zu sehr steckte das Sächsische auch noch in mir drin, auch wenn ich jede Gelegenheit nutze, den Dialekt abzulegen. Ablegen wollten die beiden Hausfrauen ihren „Slang“ jedoch nicht. Und so fragte unser österreichischer Skilehrer immer wieder nach, wenn die zwei aus Sachsen was von ihm wollten. Die Holländer hoben nur die Augenbrauen hoch, zuckten mit den Achseln und schauten mich hilflos an. Sie verstanden Peggy und Josie nicht.