Als ich über unseren Abend in Houston schrieb, erwähnte ich auch, dass Jürgen von seiner “Reise zurück in die Vergangenheit” früher zurück kam, als erwartet. Er hatte die selben Erkenntnisse gesammelt, die auch ich vor einiger Zeit in Dresden sammeln konnte – vermute ich jedenfalls.

Die größte Erkenntnis: Nicht nur die Stadt, in der man lebte, wurde einem langsam fremd. Auch zu den Menschen hatte man eine weit größere Distanz, als man dies vielleicht erwartet hatte. Der Grund ist so simpel wie überraschend: Alles hat sich weiterentwickelt. Nichts ist so stehengeblieben, wie man es verlassen hat. Alles hat sich weiterentwickelt, und auch man selbst hat einen ganz anderen Blick auf die Dinge, als dies vielleicht noch so war, als man in der Stadt, die einst die Heimat gewesen ist, gelebt hat.

Das ist vollkommen normal, und kommt doch überraschend. So jedenfalls ging es mir, als ich vor einigen Monaten in Dresden gewesen bin. Ich bin allein in meine ehemalige Heimatstadt gefahren, in der ich während meiner Studienzeit nicht nur viele neue Freunde kennengelernt habe, sondern auch lernte, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich habe mich in Dresden selbst entdeckt. Ich habe herausgefunden, was ich im Leben wollte, machte Bekanntschaften mit guten und schlechten Menschen, und bin nach knapp fünf Jahren mit vielen Erfahrungen und dem Wissen um mich selbst aus dieser Stadt gezogen.

[singlepic id=1446 w=320 h=240 float=left]Als ich damals Dresden verließ, war ich noch neu in Berlin. Ich wusste, dass der Weg nach Berlin richtig sein würde. Doch auf eine seltsame Art fühlte ich mich Dresden noch verbunden, und Berlin wirkte noch immer sehr groß und unbekannt.

Vor wenigen Monaten jedoch besuchte ich Dresden wie einen alten Bekannten: Man kannte sich, hatte viele Geschichten zu erzählen. Jede Ecke, jede Straße und jeder Stadtteil hatte eine Geschichte parat, die mich – rückblickend – prägte. Dafür habe ich mich nie bedankt. Vielleicht im Stillen, für mich allein. Doch nie habe ich es niedergeschrieben, so wie ich es jetzt tue.

Doch auch ich hatte mich weiterentwickelt. Durch meinen Job ist die Welt näher zusammengerückt. Ich habe in den letzten fünfeinhalb Jahren unglaublich viel erlebt, so dass dieser Blog bereits mit gut drei Jahren des Schreibens überquillt an Geschichten, obwohl er nur einen Bruchteil dessen enthält, was ich wirklich erlebt habe. Freunde und Lebensstile haben sich geändert, ich bin schlagfertiger geworden und kann manche Erlebnisse aus Dresden aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.

Ich mag Dresden noch immer, doch war der Schritt – raus aus Dresden, rein nach Berlin – ein guter Schritt, der mich nicht nur beruflich sondern auch privat einen großen Schritt vorwärts gebracht hat.

Rückblickend und mit einigen Jahren Verspätung sage ich also: Danke Dresden. Die Zeit war toll, und ich werde sie bestimmt nicht vergessen. Die Geschichten dieser Stadt nehme ich mit und ziehe fröhlich weiter.

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