Der Morgen in Santa Barbara begann sehr sportlich. Schon um 6 Uhr klingelte mich mein Handy aus dem Schlaf, denn ich hatte mich mit Jan zum Laufen verabredet. Also quälte ich mich schlaftrunken aus dem Bett, hüpfte in meine Spotklamotten und stand plötzlich in der aufgehenden Sonne vor unserem Hotel. Auch Jan sah reichlich übermüdet aus, doch das hielt uns nicht davon ab, sportlich in den Tag zu starten.

Da unser Hotel unmittelbar an eine der typischen Wohngegenden von Santa Barbara grenzte, joggten wir durch die vielen Straßen, die entweder schachbrettartig verliefen oder kreativ geschwungen waren. Die Holzhäuser links und rechts des Gehweges waren wunderbar gepflegt herausgeputzt. Der Rasen strotzte in vollem Grün und hätte ich einen Fotoapparat dabei gehabt, hätte man die Straßen, durch die wir liefen, sicher für Filmkulissen gehalten.

Für all dieses amerikanische Wohnflair hatten wir jedoch nicht wirklich ein Auge, denn die Straßen verliefen durch die Berge von Santa Barbara. Schnaufend, japsend und mit kleinen Schritten arbeiteten wir uns die Hügel hinauf. Jan wurde merkwürdigerweise immer langsamer. Das war ich nicht gewohnt, denn sonst lief er mir immer schon fast davon oder bestimmte das Tempo.

Auf einem der Hügel hielten wir dann an. Jan schien es wirklich nicht besonders gut zu gehen. Vielleicht waren die vergangen Tage auch zu belastend gewesen, und wir hatten nicht darauf geachtet. Vielleicht war auch das Essen beim Spanier nicht so toll. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir das noch nicht. Eines wussten wir aber: wir sollten umkehren und langsam zum Hotel zurück laufen.

Im Hotel angekommen machte ich mich fit für den Tag. Da das Hotel kein Frühstück anbot, hatten wir am Vorabend beschlossen, bei Starbucks zu frühstücken, also war unser erstes Zwischenziel dieses Tages der Starbucks am Strand von Santa Barbara, wo wir uns alle einen großen Kaffee und ein leckeres Teilchen zum Frühstück gönnten. Nur Jan entschied sich für einen Kamillentee. “Es muss ihm wirklich schlecht gehen.”, dachte ich.

Als wir nach dem Frühstück zurück auf dem Highway waren, und per Funk die Anweisung kam, die nächste Ausfahrt sofort herunterzufahren, weil es Jan nicht so gut ging, war mir klar, dass da mehr war als nur Stress.

Noch auf einer Abfahrt irgendwo in der Nähe von Los Angeles drehte es Jan dann gehörig den Magen um, und da kam nicht nur der Kamillentee vom Starbucks “reverse”, sondern obendrein auch noch der Salat der letzten Nacht, der mit den Rindfleischstückchen. Jan hatte sich mal ordentlich den Magen verdorben, und ich habe in in über drei Jahren des Zusammenarbeitens noch nie (nie, nie, nie) so weiß im Gesicht gesehen. Wenn man Jan kennt, dann weiß man, dass er eigentlich immer etwas gebräunt ist. Für das Häufchen Elend, das da auf dem Bordstein an der Autobahnausfahrt aber saß, wurden Worte wie “kreidebleich” wohl erfunden.

Für den Rest des Tages und den Rest der Strecke war Jan kaum noch ansprechbar, und mir gingen so Dinge durch den Kopf, wie man im Notfall einen Arzt findet, wie das mit der Versicherung abgewickelt wird. Was mit der Routenplanung passiert, wenn wir Jan irgendwo “abgeben” müssen. Doch Jan rettete sich mit einer braunen Plastiktüte aus der Apotheke, pinkfarbenem Flüssigzeug für den Magen und einigen anderen Tabletten so irgendwie über die Runden.

Wir fuhren die Highways durch Los Angeles so schnell es ging in Richtung San Diego zum Hotel. Dort wollten wir Jan in ein Zimmer stecken, damit dieser sich dort ordentlich auskurieren kann, und wir den Rest des Tages für ein paar mehr Testkilometer nutzen konnten. Und nachdem wir genau das gemacht hatten, fuhren wir einige Landstraßen entlang des Pazifiks, und zum ersten Mal in meinem Leben steckte ich meine Füße in den (leider viel zu kalten) Pazifik hinein.

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Zusammen mit der untergehenden Sonne und dem leichten frischen Wind hätte das ein wirklich schöner Tag werden können. Mit dem Häufchen Elend im Hotel jedoch hatte der Blick auf’s Meer, der Sand zwischen den Zehen und die frische Brise um die eigene Nase einen etwas herben Beigeschmack.

Doch – rückblickend – erholte sich Jan nach diesem Tag, an dem kein einziges richtiges Foto gemacht worden ist, recht schnell, und ich war unglaublich froh, dass sich all meine Befürchtungen als unbegründet herausstellen sollten.