Nach einer nervenaufreibenden Nacht in Palm Springs, erblickten wir am darauf folgenden Morgen Palm Springs zum ersten Mal bei Tageslicht. Diese Stadt ist ein Kleinod für die Einwohner aus Los Angeles, die hierhin flüchten, wenn ihnen die Hektik der Großstadt zu viel wird.
Unser Laden für das Frühstück war – wie auch schon das sehr gute Motel, in dem wir übernachteten – eine Empfehlung des Lonely Planet und erneut ein Volltreffer. Das von einer jüdischen Familie geführte Lokal war keine Touristenfalle, sondern ein Tipp von Einheimischen. So hatten wir die allerbesten Voraussetzungen, unter den “Flüchtlingen aus Los Angeles” Platz zu nehmen, und eines der leckersten Frühstücke zu bekommen. Das Lokal überraschte uns mit frisch gepresstem Orangensaft und riesigen gefüllten Omeletts. Auf der Toilette stand ein echter Blumenstrauß, der so groß war, als hätte ihn jemand von einer Hochzeit geklaut. Hier legte man also Wert auf Details.
Dennoch stand auf unserer Liste des Tages nicht nur Palm Springs, sondern auch ein Nationalpark ganz in der Nähe, also verließen wir Palm Springs entlang von Straßen, die nicht nur sauber waren, sondern ebenfalls gesäumt von hunderten dreißig Meter hohen Palmen. Am Stadtrand waren wir dann überrascht, durch einen der größten Windparks zu fahren, die ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Windkraftanlagen in allen nur erdenklichen Größen standen hier. Hunderte, tausende Windmühlen drehten sich in den Wind und fingen den Wind auf und wandelten ihn in Elektrizität. Wir waren sehr erstaunt, so ein “Bollwerk der erneuerbaren Energien” mitten in den USA zu finden. Doch waren wir auch sehr beeindruckt, dass sich die Amerikaner doch Gedanken um dieses sensible Thema machten, das unsere Zukunft sicher bestimmen wird.
Nach etwa einstündiger Fahrt erreichten wir dann den Joshua Tree National Park. Pate für die Namensgebung stand ein Baum, der Joshua Tree, der – glaubt man den Angaben der Reiseführer – aufgrund des Klimas nur hier wächst. Seinen Namen bekam der Joshua Tree von den Amerikanern, weil sich die zotteligen Äste des Baumes derart in den Himmel strecken, als würde ein Mensch mit erhobenen Armen “Gott rufen”. Für mich allerdings sehen die Bäume aus wie der magersüchtige Samson aus der Sesamstraße. Klingt seltsam, ist aber so.
Jan wählte dann wohl das passendste Lied seiner Musiksammlung aus, das man wählen konnte. Zu dem Titel “Where The Streets Have No Names” aus dem “Joshua Tree”-Album von U2 fuhren wir die zahlreichen geschwungenen Straßen durch die beeindruckende Landschaft. Durch die Fenster blies uns der frische Wind um die Ohren. Links und rechts des Wegs befanden sich immer wieder Berge, die aussahen, als hätte ein Riese mit Steinen kleine Türme gebaut. Unser Reiseführer klärte uns natürlich auf, dass hier kein Riese am Werk war, sondern geologische Bewegungen dieses Gebiet geformt hatten.
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In den Hügeln dieser Steine konnte man klettern gehen, was Jan, der Hobby-Kletterer, natürlich auch unbedingt tun wollte. Auch ich hangelte mich etwas unbeholfen von Felsen zu Felsen, bis ich einen Punkt erreicht hatte, von dem aus Jan allein weiterklettern musste. Ich wollte mir mit meiner Schusseligkeit beim Klettern einfach keine Knöchel brechen. Wie flink, sicher und taktisch überlegt sich Jan durch die Felsen bewegte, hat mich jedoch so neidisch gemacht, dass ich mir fest vornahm, es mit dem Klettern man in Berlin zu versuchen.
Nachdem wir mit dem Auto alles erkundet hatten, was der Joshua Tree National Park hergab, entschlossen wir uns zu einer Wanderung. Ziel sollte eine verlassene Goldmine sein, in der bis vor 70 Jahren ein Goldschürfer Gold suchte – und fand. Auf den Bildern sah die Mine wirklich spannend aus, also machten wir uns mit reichlich Wasser auf den Weg durch die Hügel des Nationalparks. Wie nicht anders zu erwarten, war der Wanderweg stets sehr gut ausgebaut und beschildert. Wirklich anstrengend war der Weg auch nicht, aber wir bewegten uns in der Natur. Das war wichtig.
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An der Mine angekommen, waren wir sehr enttäuscht, dass die Mine von einem Maschendrahtzaun vollkommen umschlossen war. Zwar lugte ich mit meiner Kamera durch eine Masche des Zauns, um ein “unversperrtes Bild” der Mine zu machen. Dennoch stand uns die Enttäuschung über das Ziel unserer Wanderung im Gesicht geschrieben.
Jan entdeckte dann ein Loch im Maschendrahtzaun, durch das man sich hindurch schlängeln konnte. Einmal passiert, liefen wir durch die Mine und konnten die Werkzeuge, mit denen der Goldsucher die Steine bearbeitete, nicht nur sehen, sondern auch anfassen. Die Enttäuschung war mit einem Mal wie weggeblasen.
Bald darauf sah ich, wie Jan nicht mehr den grandiosen Blick über die endlose Landschaft genoss, sondern mit verbissenem Blick auf den Boden starrte und bald darauf etliche Steine in der Hand hatte, die gelb im Sonnenlicht schimmerten. Ich merkte, Jan war auf der Suche nach Gold. Da wir auf der Mine jedoch nicht die ersten waren (das verrieten mir die zahlreichen Holzschnitzereien von Touristen in den Balken der Mine), rechnete ich nicht damit, Gold zu finden. Wenn es wirklich so einfach wäre, hätten die Amerikaner das Gelände weiträumig abgeriegelt.
Dennoch traten Jan und ich den Rückweg zum Auto mit einigen Steinen in unseren Hosentaschen an, die sicher nicht vor Gold, sondern Quarz, glänzten. Dennoch werden diese Steine zukünftig unsere Blumentöpfe schmücken.
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Vor ein paar Tagen hat mir Jan einen Link von Spiegel Online geschickt (http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,782509,00.html)
In dem Artikel geht es um zwei Deutsche Touristen, die genau dort gewandert sind, wo Jan und ich gewesen sind. Leider lief die Wanderung für sie nicht so gut ab, und sie haben die Wanderung mit ihrem Leben bezahlt.
Hier ein Auszug: „Verlassene Straßen, Temperaturen über 40 Grad, schlechter Handyempfang: Zwei Touristen wollten in einem Mietwagen den kalifornischen Joshua-Tree-Nationalpark durchqueren. Wenige Stunden später wurden ihre Leichen in der Wüste gefunden.“